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Stenografischer Wortbericht zum 116. Deutschen Ärztetag ...

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Ich komme zur Zweiklassenmedizin. Es wird gesagt, das duale System sei der Ausdruck<br />

einer Zweiklassenmedizin. Deutschland ist dasjenige Land, in dem es am wenigsten<br />

Zweiklassenmedizin gibt. In anderen Ländern, vor allem dort, wo es eine<br />

Einheitsmedizin gibt, finden Sie Wartelisten. Dort hätte man gern eine Gastroskopie<br />

oder ein EKG innerhalb einer Woche. Sie bekommen es aber erst innerhalb von Monaten,<br />

beispielsweise in England. Wenn man es dort selbst zahlt, bekommt man die<br />

Leistung innerhalb einer Woche.<br />

Wir haben unterschiedliche Systeme, die aber in dieselbe Richtung gehen, wobei<br />

beide Systeme profitieren. Beide Systeme müssen reformiert werden.<br />

Auf das Konzept der Nachhaltigkeit ist gestern, wie ich finde, sehr gut eingegangen<br />

worden. Aber in der heutigen Diskussion hat es keine Rolle gespielt. Auch das Prinzip<br />

der Generationengerechtigkeit ist in dieser Reformskizze des Vorstands der Bundesärztekammer<br />

enthalten. Deshalb bitte ich Sie, dieses Konzept zu unterstützen.<br />

Vielen Dank.<br />

(Beifall)<br />

Präsident Prof. Dr. Montgomery: Vielen Dank, Wolfgang Wesiack. – Jetzt Ulrich<br />

Clever, Präsident der Ärztekammer Baden-Württemberg.<br />

Dr. Clever, Vorstand der Bundesärztekammer: Sehr verehrter Herr Montgomery! Liebe<br />

Kolleginnen und Kollegen! Ich gebe ehrlich zu: Als das schlechte Gewissen kam,<br />

fühlte ich mich berufen, hier doch etwas dazu zu sagen, wie die Historie zu den Anforderungen<br />

zur Weiterentwicklung des dualen Krankenversicherungssystems in<br />

Deutschland aussieht. Man muss feststellen, dass wir uns viele Jahre auf den <strong>Ärztetag</strong>en<br />

bewusst und manchmal sicher auch unbewusst nicht zur Finanzierung geäußert<br />

haben. Das hat dazu geführt, dass heute in den Krankenhäusern nicht mehr<br />

Chefärzte den Ton angeben, sondern Ökonomen. Wenn es um die ethische Verpflichtung<br />

zur Verteilung der Ressourcen geht, brauchen wir die Ökonomen. Aber es<br />

kann nicht sein, dass sie allein die Herrschaft im Krankenhaus ausüben. Ich glaube,<br />

das ist inzwischen Common Sense und angekommen. Ähnlich verteilen wir in der<br />

Niederlassung durch Überweisungen und Rezepte unsere enormen Geldvolumina.<br />

Das hat dazu geführt, dass bei einem politischen Sonderärztetag in Berlin erstmals<br />

die Finanzierungsfrage doch als mögliches Thema der Ärzteschaft angesehen wurde.<br />

Dazu gab es im Ulmer Papier erste Formulierungen. Der <strong>Ärztetag</strong> hat im letzten<br />

Jahr den Vorstand beauftragt, sich darum zu kümmern. Man kann dem Vorstand also<br />

nicht vorwerfen, dass er das getan hat.<br />

In dieser Entwicklung zeigt sich – das ist die historische Veränderung −, dass die<br />

Ärzteschaft ihre Ansicht geändert hat, in finanziellen Dingen, obwohl wir es nicht studiert<br />

haben, obwohl wir nicht die Fachleute sind, die Hände in Unschuld zu waschen<br />

und sich nicht dazu zu äußern.<br />

Ich betone nochmals: Es geht um die Anforderungen zur Weiterentwicklung. Das ist<br />

eine Skizze. Wir können über alles diskutieren. Dass das im Wahljahr und durch die<br />

Presse ausgenutzt wird, dass die Ärzte für die Privatversicherung seien, damit muss<br />

<strong>Stenografischer</strong> <strong>Wortbericht</strong> – <strong>116.</strong> Deutscher <strong>Ärztetag</strong> 2013 – Plenum, Vormittag, 29.05.2013

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