29.01.2014 Aufrufe

Stenografischer Wortbericht zum 116. Deutschen Ärztetag ...

Stenografischer Wortbericht zum 116. Deutschen Ärztetag ...

Stenografischer Wortbericht zum 116. Deutschen Ärztetag ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

97<br />

Rede davon, dass das Arztsein zu einer Dienstleistung mit moralischem Anspruch<br />

wird. Ich frage mich und ich frage Sie an dieser Stelle: Darf es so weit kommen? Ich<br />

finde: nicht. Müssen nicht wir als jetzige und zukünftige Ärzteschaft alles dafür tun,<br />

dass das Vertrauensverhältnis erhalten bleibt? Gerade die Ärzteschaft muss doch<br />

sagen können, dass sie gegen Strukturen vorgeht, die Beeinflussung erlauben, dass<br />

sie für unbeeinflusste Therapien kämpft und dass sie sich an ihre eigenen moralischen<br />

Grundsätze hält.<br />

Genau deswegen müssen die Fälle von Bestechung und Bestechlichkeit durch das<br />

Strafgesetzbuch strafbar gemacht werden. Daher müssen Zuwendungen von Arzneiund<br />

Medizinprodukteherstellern von ebendiesen Herstellern offengelegt werden. Daher<br />

müssen medizinische Sachverständige mit spezifischen Interessenkonflikten von<br />

Gremien mit Entscheidungsfunktion ausgeschlossen werden.<br />

Ärztinnen und Ärzte sind nicht mehr die fehlerlosen Halbgötter in Weiß. Sie werden<br />

hinterfragt und sie müssen für Anerkennung und Würde vielleicht mehr leisten als<br />

früher. Aber das ist doch keine negative Entwicklung, denn es ist keine Diskreditierung<br />

der Ärzteschaft. Es ist eine Chance. Es ist eine Chance, neue Wege, diese aufgezeigten<br />

Wege, zu gehen. Es ist eine Chance, Vertrauen zu gewinnen und den, wie<br />

Jörg-Dietrich Hoppe es ausdrückte, Grundton des Arztseins wieder anzuschlagen.<br />

Es ist letztlich die Chance, das Arztsein vom Dienstleistungsberuf mit moralischem<br />

Anspruch wieder <strong>zum</strong> sozialen Beruf mit moralischem Fundament zu machen.<br />

Vielen Dank.<br />

(Beifall)<br />

Präsident Prof. Dr. Montgomery: Vielen Dank, Herr Nohl-Deryk. – Nächste Rednerin<br />

ist Eva Müller-Dannecker, Ärztekammer Berlin.<br />

Dr. Müller-Dannecker, Berlin: Sehr verehrte Damen und Herren! Ich danke ganz arg<br />

dem Vorredner, der die Ideale des Berufs des Arztes richtig dargestellt und vorgespielt<br />

hat. Ich danke auch Herrn Professor Maio für seine sehr differenzierten Worte.<br />

Ich selbst arbeite in einem großen Krankenhauskonzern, aber in hundertprozentiger<br />

Trägerschaft der kommunalen Hand. Das ist mir extrem wichtig. Warum? Weil ich es<br />

wichtig finde, dass sich das Land und die Kommunen nicht aus der Verpflichtung für<br />

die Daseinsvorsorge herausziehen, und zwar immer dann, wenn sie kein Geld mehr<br />

haben, weil sie es für Flughäfen oder sonstige Projekte herauswerfen, sodass für die<br />

Gesundheit und die Krankenhäuser kein Geld mehr da ist. Wir dürfen nicht zulassen,<br />

dass die Daseinsvorsorge der Gewinnmaximierung von großen privaten Konzernen<br />

in die Hände fällt.<br />

Wir sind Anwälte der Patienten. Das gilt für die Praxis und für die Klinik. Herr Professor<br />

Maio, jeder Niedergelassene führt seine Praxis natürlich als kleines Unternehmen.<br />

Deshalb ist es auch wichtig, dass wir uns auch in diesem Kreis gegen zu viel<br />

IGeL-Maximierung wenden. Für die Ärzte sowohl in der Klinik als auch in der Praxis<br />

gilt, dass sie Anwälte für die Patienten sind.<br />

<strong>Stenografischer</strong> <strong>Wortbericht</strong> – <strong>116.</strong> Deutscher <strong>Ärztetag</strong> 2013 – Plenum, 28.05.2013

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!