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Stenografischer Wortbericht zum 116. Deutschen Ärztetag ...

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Grauduszus, Nordrhein: Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Verehrte<br />

Damen und Herren! Eigentlich hatte ich mich auf einen etwas längeren Vortrag eingestellt.<br />

Ich wollte Herrn Professor Borelli noch einmal wertschätzen, denn er hat<br />

heute Morgen vorgeführt, wie man in sehr kurzer Zeit die wichtigsten Dinge sagen<br />

kann. Ich glaube, das, was er heute Morgen gesagt hat, hat er uns ins Stammbuch<br />

geschrieben. Auch Sie, Herr Montgomery, haben ja gesagt, dass er im Grunde genommen<br />

inhaltlich schon die Hälfte Ihres Vortrags wiedergegeben hat. Dafür waren<br />

Sie ihm auch dankbar.<br />

Ich war begeistert, dass ein älterer Kollege so die Gesamtsituation skizzieren kann.<br />

Ich möchte es auf meine Art kurz zusammenfassen.<br />

In den 70er-Jahren haben wir den Fall „Magen von Zimmer 7“ behandelt. Dann haben<br />

wir gelernt, den Menschen ganzheitlich zu betrachten, als Arzt. Wir haben nicht<br />

medizinisch behandelt, sondern ärztlich. Medizin ist unser Handwerkszeug.<br />

Heute sind wir in der Situation der Bevormundung angekommen. Wir behandeln wieder<br />

Fälle über DRGs, über DMPs. Natürlich versuchen wir, die Menschen, unsere<br />

Patienten weiterhin ganzheitlich zu behandeln, aber das System macht es uns immer<br />

schwerer.<br />

Unser Beruf wird von allen Seiten verunglimpft, attackiert und niedergemacht. Wir<br />

haben auf der einen Seite eine hohe Reputation bei unseren Patienten, bei der Bevölkerung.<br />

Aber die Kampagnen gegen unseren Berufsstand insgesamt zeigen immer<br />

mehr Wirkung. Da stellt sich natürlich jedem die Frage: Was können wir dagegen<br />

tun? Ich glaube, wir brauchen ein neues Selbstbewusstsein. Wir haben uns<br />

durch Vorgaben, durch Reglementierungen, durch Ökonomen in einen Aktionismus<br />

treiben lassen, der unärztlich geworden ist.<br />

Meine Damen und Herren, in unserer Berufsordnung steht, dass Anweisungen von<br />

Nichtärzten in medizinischen und ärztlichen Belangen nicht umgesetzt werden dürfen.<br />

Aber es ist heute tägliche Realität in den Krankenhäusern und den Praxen, dass<br />

wir dies tun.<br />

(Vereinzelt Beifall)<br />

Das muss sich wieder ändern. Der freundliche Umgang vonseiten der Ärzteschaft mit<br />

anderen Institutionen, auch Kostenträgern, stellt sich inzwischen zwar etwas energischer<br />

dar, aber ich glaube, wir müssen mit Stil, aber auch mit Energie und Forderungen<br />

an die Öffentlichkeit herangehen. Es droht die Einführung der Bürgerversicherung,<br />

die die schlimmste Form der Zweiklassenmedizin ist, die wir uns nur vorstellen<br />

können. Es muss nach den nächsten Wahlen beim dualen Versicherungssystem<br />

bleiben.<br />

Vielen Dank.<br />

(Vereinzelt Beifall)<br />

Präsident Prof. Dr. Montgomery: Vielen Dank, Herr Grauduszus. – Nächster Redner<br />

ist Wolfgang Wesiack aus Hamburg.<br />

<strong>Stenografischer</strong> <strong>Wortbericht</strong> – <strong>116.</strong> Deutscher <strong>Ärztetag</strong> 2013 – Plenum, 28.05.2013

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