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Stenografischer Wortbericht zum 116. Deutschen Ärztetag ...

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Prof. Dr. von dem Knesebeck, Referent: Ganz herzlichen Dank für die Möglichkeit,<br />

abschließend noch ein paar Worte zu sagen. Zunächst einmal möchte ich mich ganz<br />

herzlich für die engagierte und auch konstruktive Diskussion bedanken. Ich habe das<br />

als insgesamt sehr unterstützend im Hinblick auf das Thema, das uns hier zusammengebracht<br />

hat, erlebt.<br />

Ich möchte drei oder vier Punkte aufgreifen, die mir im Kopf geblieben sind, wobei<br />

das keine Priorisierung nach Relevanz sein soll. Der erste Punkt, an dem sich eine<br />

gewisse Diskussion entzündet hat, war das Konzept der relativen Armut in Abgrenzung<br />

<strong>zum</strong> Konzept der absoluten Armut. Diese Diskussion ist relativ weit verbreitet.<br />

Sie ist auch nachvollziehbar, weil es letztlich beim Konzept der relativen Armut eine<br />

definitorische Entscheidung gibt, dass eben 50 Prozent verfügbares Einkommen und<br />

weniger relative Armut bedeuten. Der Hintergrund dafür ist, dass man sagt: Ab dann<br />

soll möglicherweise eine Partizipation am gesellschaftlichen Leben <strong>zum</strong>indest erschwert<br />

sein.<br />

Bei der absoluten Armut geht es eher darum, dass Grundbedürfnisse systematisch<br />

eingeschränkt sind. Einige Redner haben vollkommen zu Recht darauf hingewiesen,<br />

dass auch solche Formen von Armut in Deutschland zwar nicht ganz so weit verbreitet<br />

sind, aber dennoch existent. Ich gebe gern zu, dass ich in meinem Vortrag diesen<br />

Aspekt vernachlässigt habe. Insofern bin ich sehr dankbar dafür, dass das in einigen<br />

Beiträgen ganz klar konturiert worden ist.<br />

Ich möchte auch darauf hinweisen, dass die Frage der Definition von Armut am<br />

Thema der gesundheitlichen Auswirkungen relativ wenig ändert. Wenn wir sagen, die<br />

absolute Armut sollte diejenige Definition sein, die wir zu Rate ziehen, verschärft dies<br />

das Problem. Dann haben wir kein geringeres Problem, sondern das Problem ist<br />

dann verschärft.<br />

Ich bin auch dankbar dafür, dass wir hier einige Gruppen benannt haben, die von<br />

einer solchen absoluten Armut betroffen sind, beispielsweise Obdachlose. Es ist auf<br />

die Obdachlosenversorgung hingewiesen worden. Das ist eine sehr sinnvolle Ergänzung<br />

des Vortrags.<br />

Andere Ergänzungen betrafen die Integration von Gewaltopfern, die ich ebenfalls<br />

vernachlässigt hatte.<br />

Eine Diskussion ist mir besonders im Kopf geblieben, nämlich dass verschiedene<br />

Redner darauf hingewiesen haben, dass dieses Thema eigentlich bereits im Kindesund<br />

Jugendalter adressiert werden sollte. Das ist absolut auch meine Auffassung.<br />

Hier sind aus meiner Sicht die Auswirkungen, auch die gesundheitlichen Auswirkungen,<br />

besonders gravierend. Wahrscheinlich erleben wir sie an diesem Punkt auch als<br />

besonders ungerecht.<br />

Man muss sich klarmachen, dass sich solche gesundheitlichen Auswirkungen bereits<br />

bei der Geburt zeigen, dass Kinder aus benachteiligten Gruppen häufiger untergewichtig<br />

sind, dass sie bei der Geburt im Durchschnitt kleiner sind und dass sich gesundheitliche<br />

Auswirkungen der Herkunftsschicht selbst noch im höheren Erwachsenenalter<br />

zeigen. Nach Kontrolle der eigenen Bildung, nach Kontrolle des eigenen<br />

Einkommens kann man zeigen, dass die Herkunftsschicht, also der Status der Eltern,<br />

im höheren Erwachsenenalter immer noch Auswirkungen auf die Gesundheit hat.<br />

<strong>Stenografischer</strong> <strong>Wortbericht</strong> – <strong>116.</strong> Deutscher <strong>Ärztetag</strong> 2013 – Plenum, Vormittag, 29.05.2013

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