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Stenografischer Wortbericht zum 116. Deutschen Ärztetag ...

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Auch wir wollen, dass die wenigen, die sich nicht an die Regeln des hippokratischen<br />

Eides halten und die sich bestechen lassen, transparent, gerecht und gleich bestraft<br />

werden, und wir wollen, dass auch diejenigen, die bestechen wollen, also die Geldgeber<br />

dieses unappetitlichen Geschäfts, ebenfalls zur Rechenschaft gezogen werden.<br />

(Beifall)<br />

Das geht nämlich nicht mit den Mitteln des Berufsrechts, das geht nur mit dem<br />

allgemeinen staatlichen Recht.<br />

Einige wenige Bedingungen haben wir dennoch an dieses Verfahren zu stellen:<br />

Es darf keine lex specialis für Ärzte allein geben, auch die anderen Berufsgruppen<br />

im Gesundheitswesen müssen erfasst werden.<br />

Es müssen Bestechende und Bestochene gleichermaßen bestraft werden.<br />

Es muss ein Übermaßgebot eingehalten werden.<br />

Und schließlich müssen klare Regelungen vorhanden sein, nicht allein abstrakte<br />

juristische Formulierungen, aus deren Interpretationspotenzial dann<br />

die nächste Grauzone erwächst.<br />

Meine Damen und Herren, wir wollen nicht, dass die wenigen, die sich falsch verhalten,<br />

letztlich den Ruf der vielen rechtschaffenen Ärzte ruinieren, die sich an die Gesetze<br />

halten und die es leid sind, immer in einen populistischen Topf mit den anderen<br />

geworfen zu werden.<br />

Wie völlig verrückt die Diskussion geführt und auch wahrgenommen wird, zeigt eine<br />

Umfrage unter Managern der Pharmaindustrie. Da heißt es doch – und jetzt halten<br />

Sie sich fest −, dass sich 63 Prozent von ihnen schärfere strafrechtliche Sanktionen<br />

gegenüber Ärzten wünschen, damit sie diese nicht mehr bestechen müssten. Meine<br />

Damen und Herren, angesichts solcher Scheinheiligkeit hält sich mein Mitleid in<br />

Grenzen!<br />

(Beifall)<br />

Wir sind uns durchaus bewusst, dass an ärztliches Handeln besondere Maßstäbe<br />

angelegt werden. Das ist der Preis unseres ärztlichen Ethos. Dem können wir nur<br />

durch die Übernahme von Verantwortung begegnen. Umso mehr haben uns die Verfehlungen<br />

in der Transplantationsmedizin getroffen. Ein schwerer Vertrauensverlust<br />

für die Organspende war die Folge. Falsche ökonomische Anreize haben zu Manipulationen,<br />

Fälschungen und Unredlichkeiten bei der Vergabe von Organen geführt.<br />

Dabei ging es gar nicht so sehr um einen direkten materiellen Vorteil für Einzelne.<br />

Vielmehr ging es um lukrative Operationen für das ganze Haus und natürlich um<br />

Ruhm und Ehre. Auch das sind klare ökonomische Anreize, die in der Medizin keinen<br />

Platz haben.<br />

Wir haben aber gerade hier bewiesen, dass die ärztliche Selbstverwaltung funktioniert.<br />

Es waren die Kommissionen der Bundesärztekammer, die den Anfangsverdacht<br />

erhoben haben, die Aufklärung durchgeführt haben und die klare Ergebnisse<br />

zu Fehlverhalten und Schuld erbracht haben. Staatliche Institutionen, die zuvor und<br />

<strong>Stenografischer</strong> <strong>Wortbericht</strong> – <strong>116.</strong> Deutscher <strong>Ärztetag</strong> 2013 – Eröffnungsveranstaltung

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