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Stenografischer Wortbericht zum 116. Deutschen Ärztetag ...

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Präsident Prof. Dr. Montgomery: Vielen Dank, Herr Schwantes. – Thomas Lipp aus<br />

Sachsen ist der Nächste.<br />

Dr. Lipp, Sachsen: Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Der Inhalt des Themas<br />

ist zweifellos von uns allen grundsätzlich anerkannt. Da wird es keine Streitigkeiten<br />

geben. Ich möchte auf einen Aspekt aufmerksam machen, der mir hier manchmal ein<br />

wenig fehlt, sodass die Diskussion hier ein bisschen in eine Gutmenschendiskussion<br />

abdriftet. Man muss manchmal individuell die Ursache der Armut hinterfragen. Ich<br />

habe meine Praxis in sozialen Brennpunkten. Ein Teil dieser Menschen hat diesen<br />

Zustand bewusst gewählt und ist in der Anamnese nicht schuldlos daran. Das geht in<br />

der Schule los. Manche kämpfen eben, aber manche verweigern sich bis <strong>zum</strong><br />

Schluss und haben schlechte Bildungsergebnisse und kommen in entsprechende<br />

soziale Schichten.<br />

Es geht bei der ganzen Diskussion um Armut auch um Eigenverantwortung. Es ist<br />

nicht immer nur fremdgemacht, während man selbst schuldlos ist. Wir Ärzte müssen<br />

helfen, wir müssen Angebote machen, wir müssen Ungerechtigkeiten ausgleichen.<br />

Wir müssen für Chancengleichheit sorgen.<br />

Wir müssen als Gesellschaft aber auch damit leben, dass es in der Gesellschaft einen<br />

Prozentsatz von Menschen gibt, die aus ihrer Situation nicht herauswollen, die<br />

sich in ihr einrichten. Ich erlebe in der Praxis immer wieder ein ganz erhebliches Maß<br />

an Missbrauch seitens dieser Patienten, die sich auf einem Niveau eingerichtet haben<br />

und von dort nicht herunterwollen. Herr Grauduszus hat absolut recht, wenn er<br />

sagt: Wir müssen die Ressourcen auf diejenigen konzentrieren, die aus ihrer Situation<br />

nicht herauskönnen, nicht auf diejenigen, die nicht herauswollen. Das sind vor<br />

allen Dingen die Kinder, das sind aus verschiedenen Gründen sozial Schwache. Auf<br />

diese müssen wir unsere Ressourcen konzentrieren.<br />

Ich warne davor, Armut immer nur als fremdbestimmt zu betrachten und zu glauben,<br />

dass wir alle aus dieser Situation herausholen können. Das werden wir nicht schaffen.<br />

Diese Kraft werden wir nicht aufbringen, weil wir uns ansonsten maßlos überforderten.<br />

(Beifall)<br />

Präsident Prof. Dr. Montgomery: Vielen Dank, Herr Lipp. – Der nächste Redner ist<br />

Andreas Crusius vom Vorstand.<br />

Dr. Crusius, Vorstand der Bundesärztekammer: Herr Präsident! Meine lieben Kolleginnen<br />

und Kollegen! Wir in Mecklenburg-Vorpommern haben die Politik als Verantwortliche<br />

mit ins Boot geholt. Wir haben gegen den Willen des Ministeriums die Landesvereinigung<br />

für Gesundheitsförderung und Prävention aufrechterhalten, die abgewickelt<br />

werden sollte. Wir haben gemeinsam mit der Politik Kindergesundheitsziele<br />

festgelegt. Es geht darum – das hat Herr Lipp vorhin auch gesagt −, diejenigen, die<br />

es nicht allein schaffen, aus ihrer Armut herauszuholen. In unserem Bundesland<br />

herrscht eine hohe Arbeitslosigkeit. Mit den Kindergesundheitszielen sind Maßnahmen<br />

festgelegt worden, wie wir unsere Ziele erreichen können.<br />

<strong>Stenografischer</strong> <strong>Wortbericht</strong> – <strong>116.</strong> Deutscher <strong>Ärztetag</strong> 2013 – Plenum, Vormittag, 29.05.2013

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