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Stenografischer Wortbericht zum 116. Deutschen Ärztetag ...

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Politikfelder – Sozialpolitik, Arbeitsmarktpolitik, Familienpolitik − betreffen. Nur dann,<br />

wenn wir es schaffen, diese unterschiedlichen Politikfelder auf dieses Ziel hin auszurichten,<br />

haben wir eine Chance, wirklich nachhaltig zu einer Reduzierung von Ungleichheiten<br />

beizutragen.<br />

Es gibt viele Beispiele und Initiativen. Ich nenne die Initiative „Armut und Gesundheit“,<br />

die vor allem in Berlin eine Vielzahl von Initiativen zusammengeführt hat. Ich<br />

nenne den Kooperationsverbund „Gesundheitliche Chancengleichheit“, wo Projekte<br />

dokumentiert werden, die sich ganz eindeutig diesem Thema der Reduzierung gesundheitlicher<br />

Ungleichheiten verpflichtet haben. Ferner nenne ich die Initiativen im<br />

Zusammenhang mit dem Präventionsparagrafen im SGB V.<br />

Welche Konsequenzen ergeben sich aus dem Gesagten für die Ärzteschaft? Ich<br />

kann das hier nur skizzieren und will das ein wenig letztendlich der Diskussion und<br />

Ihren Entschließungen überlassen. Aus meiner Sicht ergeben sich insgesamt fünf<br />

praktische Konsequenzen:<br />

Erstens ist es ohne Zweifel wichtig, soziale Risiko- und Schutzfaktoren im Rahmen<br />

des ärztlichen Handelns zu berücksichtigen.<br />

Zweitens nenne ich die Mitwirkung bei zielgruppenspezifischer Prävention, beispielsweise<br />

bei Alleinerziehenden, Schwangeren, Kindern und Jugendlichen oder bei<br />

anderen Risikogruppen im Erwachsenenalter. Wir wissen: Wenn wir unspezifische<br />

Präventionsangebote machen, die sich an die gesamte Bevölkerung richten, werden<br />

Ungleichheiten eher verschärft, weil auch diejenigen solche Angebote in Anspruch<br />

nehmen, die möglicherweise nicht zu den Risikogruppen gehören.<br />

Drittens nenne ich die Berücksichtigung gesundheitsrelevanter Kontexte. Wir wissen,<br />

dass die Verhaltensprävention allein, also die individuelle Ansprache, die individuelle<br />

Aufklärung über Risiken, zu kurz greift. Wir müssen die Lebensbedingungen, den<br />

Kontext, in dem die Betroffenen leben, einbeziehen, wann immer dies möglich ist.<br />

Viertens. Es geht auch darum, den Patienten zu befähigen, ein gesundes Leben zu<br />

führen. In der derzeitigen Forschung gehen wir davon aus, dass ein solches „Empowerment“<br />

möglicherweise den herkömmlichen Erziehungsmaßnahmen, die in der<br />

Prävention lange Zeit eine Rolle gespielt haben, überlegen ist.<br />

Als Hochschullehrer nenne ich fünftens die Forderung, dass diese Bereiche in der<br />

medizinischen Ausbildung weiter gestärkt werden, also Prävention und Gesundheitsförderung<br />

wie auch soziale Determinanten von Gesundheit.<br />

Damit bin ich am Ende meiner Ausführungen und bedanke mich ganz herzlich für<br />

Ihre Aufmerksamkeit.<br />

(Beifall)<br />

Präsident Prof. Dr. Montgomery: Vielen herzlichen Dank, Herr Professor von dem<br />

Knesebeck, für diesen in die Thematik einführenden klaren Vortrag. – Wir steigen<br />

nun in die Diskussion ein. Bisher liegen mir folgende Anträge vor: der Antrag II-01<br />

vom Vorstand, der Antrag II-02 aus Nordrhein, der Antrag II-03 aus Berlin und der<br />

Antrag II-04 aus verschiedenen Landesärztekammern. Weitere Anträge kenne ich<br />

bisher nicht. Wenn Sie Anträge stellen möchten, sollten Sie dies jetzt tun.<br />

<strong>Stenografischer</strong> <strong>Wortbericht</strong> – <strong>116.</strong> Deutscher <strong>Ärztetag</strong> 2013 – Plenum, Vormittag, 29.05.2013

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