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Stenografischer Wortbericht zum 116. Deutschen Ärztetag ...

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Dr. König MPH, Nordrhein: Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Herr<br />

Professor von dem Knesebeck, ich komme, wie Sie mit meinem MPH sehen können,<br />

auch aus Düsseldorf, auch aus der Zeit von Johannes Siegrist. Insofern sind mir die<br />

Dinge sehr bekannt. Ich kann berichten, dass in der Stadt, aus der Sie einmal gekommen<br />

sind, eine Reihe von Dingen bereits umgesetzt wurde. Sie haben Ursachen<br />

und Folgen von Armut – vor allem die Folgen von Armut – sehr gut zusammengefasst.<br />

Neben meiner hausärztlichen Tätigkeit leite ich seit 18 Jahren eine Obdachlosenpraxis.<br />

Im Rahmen dieser Obdachlosenpraxis konnten wir das Thema Wohnungslosigkeit<br />

und Gesundheit sowie Armut und Gesundheit institutionalisieren, in die Gesundheitskonferenz<br />

einbinden. Es ist ein fester Bestandteil in der Planung der Stadt Düsseldorf.<br />

Das hat in den vergangenen 15 Jahren zu einer ganzen Reihe von Projekten<br />

geführt, die die Situation beispielsweise von obdachlosen Patienten, von Einkommensschwachen,<br />

von Alleinerziehenden, von Risikokindergruppen verbessert haben.<br />

Ich kann also sagen, dass diese Daten und Untersuchungsergebnisse, wenn man<br />

sich in einem entsprechenden Kreis engagiert, zu echten Erfolgen führen können.<br />

Wir konnten das in der tatsächlichen Arbeit nachweisen, indem wir Patientengruppen<br />

aus der Normalpraxis mit den chronischen Krankheitsbildern, die Sie genannt haben,<br />

beispielsweise Diabetes, mit obdachlosen Patienten verglichen haben. Wir konnten<br />

sehen, dass bei diesen Patienten diese chronischen Erkrankungen durchschnittlich<br />

zwischen acht und zwölf Jahren früher auftraten. Wenn wir die Krankheiten frühzeitig<br />

erwischten, waren sie zwar schon da, aber sie wurden immerhin behandelt. Das<br />

heißt, eine adäquate Therapie und Behandlung kann helfen. Ich möchte Sie einfach<br />

motivieren, das in Ihren Kreisen auch zu tun.<br />

Einen anderen Bereich hat Herr von dem Knesebeck nicht angesprochen, nämlich<br />

den Bereich der Gewalt. Gewalt findet in allen Bevölkerungsschichten statt, ganz besonders<br />

in sozial schwächeren Bevölkerungsschichten.<br />

In einem anderen Arbeitsbereich haben wir gesehen, dass Gewaltopfer – 90 Prozent<br />

der Gewaltopfer in Deutschland sind Frauen – ganz oft durch einen Faktor schlechter<br />

behandelt werden, der mit der Ärzteschaft zu tun hat. Ich meine eine schlechte Befunddokumentation<br />

und Befunderhebung.<br />

Ich bitte Sie, den sehr einfachen Antrag II-02 zu unterstützen. Es geht darum, dass<br />

wir mit ganz einfachen Mitteln als Ärzteschaft lernen können, wie wir mit einfachen<br />

Checklisten oder mit einem einfachen Modul akut traumatisierte Patientinnen und<br />

Patienten besser untersuchen und versorgen können, damit diese Patientinnen und<br />

Patienten nicht vor Gericht <strong>zum</strong> zweiten Mal <strong>zum</strong> Opfer werden, weil unsere Dokumentation<br />

bei der Erstbefundaufnahme schlecht war.<br />

Ich bitte Sie, diesen vollkommen unideologischen Antrag, der die Versorgung unserer<br />

Patienten nur verbessert, zu unterstützen.<br />

Ich bedanke mich.<br />

(Beifall)<br />

Präsident Prof. Dr. Montgomery: Vielen Dank, Herr König, für diesen Beitrag. –<br />

Nächster Redner auf der Rednerliste ist Ellis Huber aus Berlin.<br />

<strong>Stenografischer</strong> <strong>Wortbericht</strong> – <strong>116.</strong> Deutscher <strong>Ärztetag</strong> 2013 – Plenum, Vormittag, 29.05.2013

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