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Stenografischer Wortbericht zum 116. Deutschen Ärztetag ...

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Henke, Vorstand der Bundesärztekammer: Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und<br />

Kollegen! Meine Damen und Herren! Vor einem Jahr haben die 29 Delegierten der<br />

Ärztekammer Nordrhein übereinstimmend und gemeinsam einen Antrag gestellt, den<br />

Sie mit ganz großer Mehrheit bei einigen Gegenstimmen und einigen Enthaltungen<br />

angenommen haben. Auch da ging es um den Tagesordnungspunkt „Anforderungen<br />

an eine Krankenversicherung in der Zukunft“. Dort haben wir unter der Überschrift<br />

„Die private Krankenversicherung nutzt allen“ dargelegt, warum wir für den uneingeschränkten<br />

Erhalt einer privaten Vollkostenversicherung im deutschen Gesundheitswesen<br />

sind, und zwar als eine Möglichkeit, die möglichst vielen Bürgern offenstehen<br />

soll, gerade auch im Wettbewerb der Systeme. Dies ist – so haben wir formuliert –<br />

der beste Weg, die Leistungskraft des gesamten Gesundheitssystems zu stärken<br />

und den medizinischen Fortschritt besonders für die gesetzlich Versicherten schneller<br />

verfügbar zu machen.<br />

Dem haben Sie vor einem Jahr zugestimmt. Es war ein komplett einheitlicher Antrag<br />

aus Nordrhein. Ich will daran erinnern, weil man bei manchen Diskussionsbemerkungen<br />

ja das Gefühl haben kann, als hätte die Meinungsbildung von vor einem Jahr<br />

heute keinen Stellenwert, keine Bedeutung, keine Bindekraft mehr. Das ärgert mich<br />

ein bisschen. Deshalb die Erinnerung daran.<br />

Nun wird ja gesagt: Die Dualität der Versicherungssysteme ist die eigentliche Quelle<br />

von Ungleichheit. Deshalb müsse sich das Präsidium für diesen Text – ich gehöre<br />

nicht zu den Autoren – schämen, das sei unsozial usw. Was für ein Unsinn! Wenn<br />

Sie sich dieses Konzept anschauen, stellen Sie fest, dass es doch nicht dadurch unsozial<br />

ist, dass der Ausgleich nicht innerhalb des Beitragssystems stattfindet, sondern<br />

dass der soziale Ausgleich über das Steuersystem finanziert wird. Das Steuersystem<br />

hat ein progressives Aufkommen, sodass diejenigen, die am meisten dazu<br />

beitragen können, im Steuersystem auch am stärksten belastet werden, während der<br />

Beitragssatz, der heute im gesetzlichen System den Ausgleich bewirkt, ein identischer<br />

Ausgleich ist. Das heißt, diejenigen, die sagen, es sei viel sozialer, das im Beitragssystem<br />

zu machen, stellen sich dagegen, dass der soziale Ausgleich in einer<br />

Weise, die die Bessergestellten stärker belastet, umgestaltet wird.<br />

Da muss ich schon sagen: Das ist ein Taschenspielertrick, das hat nichts mit unsozial<br />

zu tun. Es mag sein, dass es schwierig umsetzbar ist, es mag sein, dass es lange<br />

brauchen wird, bis dafür politische Unterstützung zu erhalten sein wird. Vielleicht wird<br />

es sie auch gar nicht geben. Aber das ist kein Antrag, für den sich irgendjemand, der<br />

ihn unterstützt, schämen muss.<br />

(Beifall)<br />

Da meine Redezeit abgelaufen ist, muss ich mich nachher noch einmal zu Wort melden,<br />

weil ich noch ein zweites sehr wichtiges Argument habe.<br />

Präsident Prof. Dr. Montgomery: Vielen Dank, Rudolf. – Nächster Redner ist Klaus<br />

Reinhardt aus Westfalen-Lippe.<br />

Dr. Reinhardt, Westfalen-Lippe: Liebe Kolleginnen! Liebe Kollegen! Ich möchte die<br />

Diskussion auf einen ganz einfachen Punkt zurückführen. Wer in der Vorstellung<br />

lebt, dass die Bürgerversicherung oder die integrierte Einheitsversicherung, wie auch<br />

<strong>Stenografischer</strong> <strong>Wortbericht</strong> – <strong>116.</strong> Deutscher <strong>Ärztetag</strong> 2013 – Plenum, Vormittag, 29.05.2013

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