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Stenografischer Wortbericht zum 116. Deutschen Ärztetag ...

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Dr. Huber, Berlin: Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Schön, mal wieder hier<br />

zu sein, 15 Jahre später und 15 Kilogramm schwerer.<br />

(Vereinzelt Beifall)<br />

Professor Maio hat deutlich gemacht, wie die Soziodynamik der Unterwerfung des<br />

ärztlichen Berufs durch ökonomische Prinzipien abläuft. Dem ist nichts hinzuzufügen.<br />

Jetzt stellt sich nur die Frage: Was tun? Ungefähr vor 15 Jahren meinte ich im Vorstand<br />

der Bundesärztekammer, die Situation, dass die Geldmittel einer Gesellschaft<br />

zur praktischen Umsetzung ihrer Gesundheitsversorgung begrenzt sind, ist so<br />

selbstverständlich Realität wie die Begrenzung eines Familieneinkommens für den<br />

Familienvorstand.<br />

Die Frage muss beantwortet werden: Wie managen wir dieses System so, dass die<br />

vorhandenen Ressourcen sinnvoll, zielgerichtet und vernünftig eingesetzt werden?<br />

Diese Frage kann auf drei Wegen in die Zukunft beantwortet werden. Das ist heute<br />

deutlicher als je zuvor.<br />

Der Weg Nr. 1 ist – diesen würde ich nach meinen Dialogen mit Ökonomen, nach<br />

meinen Dialogen mit Kassenfunktionären und anderen Verantwortlichen, auch Gesundheitspolitikern,<br />

bevorzugen −: Wir Ärzte treten verstärkt vor Staat und Gesellschaft<br />

und sagen: Wir übernehmen die Verantwortung, auch die ökonomische, für<br />

die Funktionsfähigkeit des gesamten Systems, wir übernehmen die Verantwortung<br />

für seine Steuerung.<br />

Dann sind Kassen weitestgehend überflüssig, denn 15,5 Prozent von den Gehaltskonten<br />

abzubuchen kann man mit Maschinen machen.<br />

Der zweite Weg ist: Wir verweigern uns dieser sozialen und ethischen Aufgabe.<br />

Dann werden wir gnadenlos von Kassenfunktionären in ihrer jeweils eigenen Logik<br />

entmachtet, abhängig gemacht und einem ökonomischen Prinzip unterworfen, das<br />

den ärztlichen Beruf mit seinen Werten zerstört.<br />

Der dritte Weg wäre, zusammenzukommen und zu sehen, dass die Solidarisierung<br />

unserer Gesellschaft über Krankenkassen und die Versorgung der Menschen, damit<br />

sie von der Geburt bis <strong>zum</strong> Tod möglichst gesund sind, zwei Seiten einer Gestaltungsmedaille<br />

sind. Wir müssen lernen, das System so zu managen, dass die Ressourcen,<br />

die wir haben, in die ärztliche Arbeit, in die Gesundheitsförderung der betroffenen<br />

Menschen und nicht in die Bürokratie fließen.<br />

Die Beibehaltung des Dualismus im System ist demgegenüber verantwortungslos.<br />

Um es deutlich zu machen: Wir haben lange gebraucht, bis der Dualismus zwischen<br />

Leib und Seele überwunden worden ist. Die nächste Legislaturperiode wird den Dualismus<br />

zwischen PKV und GKV überwinden. Das wird sich auch für die Ärzte rechnen,<br />

wenn sie klug sind und weniger jammern.<br />

(Vereinzelt Beifall)<br />

Präsident Prof. Dr. Montgomery: Ich danke dir, Ellis. – Der nächste Redner auf der<br />

Rednerliste ist Martin Grauduszus aus der Ärztekammer Nordrhein.<br />

<strong>Stenografischer</strong> <strong>Wortbericht</strong> – <strong>116.</strong> Deutscher <strong>Ärztetag</strong> 2013 – Plenum, 28.05.2013

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