29.01.2014 Aufrufe

Stenografischer Wortbericht zum 116. Deutschen Ärztetag ...

Stenografischer Wortbericht zum 116. Deutschen Ärztetag ...

Stenografischer Wortbericht zum 116. Deutschen Ärztetag ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

413<br />

Das trifft nicht nur uns, sondern auch die anderen. Würden Sie die Medizinische<br />

Hochschule unter den Bedingungen des Landesbasisfallwerts nach Rheinland-Pfalz<br />

transplantieren, würden wir schwarze Zahlen schreiben. Die Kollegen leisten immer<br />

mehr, aber das Defizit wird immer größer. Das ist eine Entwicklung, die rein pädagogisch<br />

eine Unmöglichkeit ist und die langsam die Motivation zu außerordentlichen<br />

Anstrengungen nicht nur im Einzelfall, sondern auch insgesamt zunichte macht. Ich<br />

bitte Sie um die entsprechende engagierte Bescheidung dieser Anträge.<br />

Noch ein Wort <strong>zum</strong> Auswahlverfahren. Das Problem der Abiturnote ist völlig klar.<br />

Gleichwohl: Ganz ohne sie geht es nicht. Ein Abiturient, der spitze ist, hat <strong>zum</strong>indest<br />

über Jahre gezeigt, dass er arbeiten kann. Medizinstudienplätze sind zu teuer, sodass<br />

wir uns nicht wie in anderen Fächern gewohnt hohe Abbrecherraten leisten<br />

können. Von daher bin ich der Ansicht, dass auch bei der Frage, wer in Auswahl-<br />

Assessments kommt, die Abiturnote durchaus mit eine Grundlage sein muss. Wir<br />

schimpfen alle auf die Abiturnoten, aber wer von uns stellt einen Mitarbeiter ein und<br />

guckt sich vorher keine Zeugnisse an?<br />

Kurz zu den Auswirkungen: Es werden an der Medizinischen Hochschule 60 Prozent<br />

der Studenten aufgrund dieser Interviewverfahren ausgewählt. Wir lassen einmal im<br />

Jahr 280 Studenten zu. In den Monaten August und September, wenn Urlaubszeit ist<br />

und medizinische Kongresse stattfinden, muss der Lehrkörper mit einer wahnsinnigen<br />

Kraftanstrengung 400 Interviews mit einer Zweiergruppe von Hochschullehrern<br />

führen, die protokolliert werden müssen, damit sie im Zweifelsfall justiziabel sind.<br />

Dies ist eine Anstrengung, die gewaltig ist. Hier müssen entsprechende Mittel her.<br />

Wenn Sie das ernsthaft fordern, muss dies auch ordentlich finanziert werden.<br />

Vielen Dank.<br />

(Beifall)<br />

Präsident Prof. Dr. Montgomery: Vielen Dank, lieber Herr Haubitz. – Nächster Redner<br />

ist Andreas Botzlar.<br />

Dr. Botzlar, Bayern: Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Zunächst möchte ich<br />

versuchen, eine Propagandaente zu verscheuchen. Die Studienerfolgsquote von<br />

deutschen Studenten im Durchschnitt liegt bei 75 Prozent. In der Medizin liegt sie bei<br />

95 Prozent. Die Behauptung, dass 40 Prozent der Studierenden aus der Medizin<br />

während des Studiums verschwinden, ist letzten Endes ein bisschen wie das Eisen<br />

im Spinat. Es kommt nämlich dadurch zustande, dass die Hochschulen die Abgänger<br />

zählen, aber die Zugänger durch einen Studienplatzwechsel nicht gegenrechnen. Die<br />

Behauptung, es gingen während des Studiums so viele verloren, hat sich bei näherer<br />

Prüfung als nicht belastbar herausgestellt. Deswegen sollte man es vielleicht als<br />

Argument nicht immer verwenden.<br />

Ich möchte jetzt zu den Anträgen 77, 78 und 79 sprechen. Der Antrag 79 stellt vielleicht<br />

für viele jetzt einen besonderen Reizgegenstand dar. Zur Genese: Es ist ein<br />

Positionspapier der Studierenden des Marburger Bunds, das wir – Frau Lux und ich<br />

als Antragspaten – in der Phase der gekreuzten Klingen eingebracht haben. Es wäre<br />

ein falsches Signal gegenüber den Studierenden, diesen Antrag einfach zurückzuziehen.<br />

<strong>Stenografischer</strong> <strong>Wortbericht</strong> – <strong>116.</strong> Deutscher <strong>Ärztetag</strong> 2013 – Plenum, 31.05.2013

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!