Stenografischer Wortbericht zum 116. Deutschen Ärztetag ...

295
nächste Redner ist Erik Bodendieck, Vizepräsident der Sächsischen Landesärztekammer.
Bodendieck, Sachsen: Herr Präsident! Meine sehr verehrten Kolleginnen und Kollegen!
Lieber Herr Bartmann, sehen Sie es mir bitte nach: Ich habe eine Nachfrage zur
Miller-Pyramide und verschiedenen anderen Dingen, weil ich festgestellt habe, dass
zumindest auf unserer Bank etwas Uneinheitlichkeit in der Frage bestand, wie Sie es
nun meinen. Ich habe den Eindruck, dass Sie die Miller-Pyramide angewendet sehen
wollen. Andere Aussagen auf unserer Bank gingen dahin, dass Sie die Miller-
Pyramide gerade nicht angewendet sehen wollen.
Wenden wir aber die Miller-Pyramide an, so habe ich das nächste Problem – da bitte
ich um Aufklärung −, dass die Miller-Pyramide im Prinzip für jeden Abschnitt gilt. Sie
gilt für die Ausbildung und wir können nicht sagen, dass – so wie es dargestellt wurde
– das Grundlagenwissen in der Ausbildung vollständig vorhanden ist. Am Ende
der Ausbildung steht im Prinzip das höchste Level mit der Erteilung der Approbation.
Dann beginnen wir in der Miller-Pyramide wieder von unten.
Ich möchte das Konzept der Bundesärztekammer im Sinne der Kompetenzen sehr
unterstützen. Wir brauchen – darauf will ich hinweisen – eine andere Art von Weiterbildung,
weil wir derzeit im Beruf befindliche niedergelassene Ärzte, also in der Praxis
niedergelassene oder auch Chefärzte und Oberärzte, die eine Weiterbildungsbefugnis
haben, von der weiteren Weiterbildung abschneiden. Es muss also
andere Wege geben, wie sich auch im Beruf Befindliche und bereits weit Etablierte
an neue Dinge herantasten können und diese am Schluss natürlich auch an die jungen
Kolleginnen und Kollegen weitergeben.
Was können wir mit der Miller-Pyramide machen? Was macht am Ende die Facharztprüfung?
Eines muss uns klar sein: Die Facharztprüfung kann letztendlich keine
Fähigkeiten und Fertigkeiten abprüfen. Dann stehen wir vor dem Problem – ich nehme
jetzt einmal das Beispiel der Chirurgen und nicht der Allgemeinmediziner −, dass
wir in der Facharztprüfung voroperieren lassen müssten. Das geht nicht. Es ist in der
Facharztprüfung lediglich eine Wissensabfrage notwendig.
Deshalb müssen wir als Nächstes fragen: Wie entwickeln wir denn die Kompetenzen
der Weiterbilder in diesem Bereich weiter? Als Ausfluss der Evaluation der Weiterbildung
wäre es für mich interessant zu wissen – vielleicht erfahren wir das beim
nächsten Tagesordnungspunkt −: Was haben die einzelnen Landesärztekammern
als Folgerungen aus der Evaluation der Weiterbildung mitgenommen und als Veränderungen
in die Weiterbildung eingebracht?
Meine Redezeit ist gleich beendet. Schlussendlich möchte ich Herrn Wesiack im
Sinne unseres kleinen Gesprächs von gestern bitten, im Antrag 36 die Formulierung
„Allgemeinärzte ohne Spezialisierung“ – man könnte daraus entnehmen, dass Allgemeinärzte
keine Spezialisierung haben – auszutauschen gegen „Kompetenzen“
oder ein besseres Wort, damit hier kein falscher Zungenschlag hineinkommt. Auch
der Allgemeinarzt hat eine allgemeinärztliche Spezialisierung.
Herzlichen Dank.
(Vereinzelt Beifall)
Stenografischer Wortbericht – 116. Deutscher Ärztetag 2013 – Plenum, Vormittag, 30.05.2013