29.01.2014 Aufrufe

Stenografischer Wortbericht zum 116. Deutschen Ärztetag ...

Stenografischer Wortbericht zum 116. Deutschen Ärztetag ...

Stenografischer Wortbericht zum 116. Deutschen Ärztetag ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

149<br />

Ganz kurz noch ein Beispiel. Das habe ich vorgestern zufällig im Internet gelesen.<br />

Dort hat eine Kollegin ihre Praxis dargestellt. Sie hat einen Aushang in der Praxis,<br />

der lautet: Liebe Patientinnen und Patienten, man hört immer wieder von Ärzten, die<br />

Privatpatienten bevorzugen, da sie für deren Behandlung mehr Geld erhalten. Ich<br />

glaube, dass kranke Menschen das gleiche Recht auf Behandlung haben, unabhängig<br />

davon, wie sie versichert sind. Deswegen ist es unser ausdrücklicher Anspruch,<br />

alle Patienten gleich gut zu behandeln. Unterschiede werden nur dann gemacht,<br />

wenn dies aus Krankheitsgründen erforderlich ist, <strong>zum</strong> Beispiel bei Notfällen. Die<br />

Versicherung spielt dabei keine Rolle.<br />

Ich finde, so etwas sollte sich eigentlich in jeder Praxis als Leitbild finden. Ich fände<br />

es sehr schön, wenn ein solcher Text in jedem Wartezimmer und auch in jedem<br />

Krankenhaus als Leitbild zu finden wäre.<br />

(Beifall)<br />

Präsident Prof. Dr. Montgomery: Vielen Dank, Herr Kollege Scholze. – Nächster<br />

Redner auf der Rednerliste ist der Kollege Lipp aus Sachsen.<br />

Dr. Lipp, Sachsen: Liebe Kolleginnen und Kollegen! Lassen Sie mich ein paar Bemerkungen<br />

zur Bürgerversicherung und zu Zuzahlungen machen. Für mich ist es ein<br />

enormer Genuss – ich kann mir kaum ein anderes Land vorstellen, in dem es möglich<br />

ist −, dass ich in meiner täglichen Praxis einem Patienten völlig unabhängig von<br />

seinem sozialen Status seine Behandlung zukommen lassen kann, wie das heute<br />

der Fall ist. Es ist völlig egal, ob ich einen Alkoholiker oder einen Obdachlosen oder<br />

einen Habilitierten <strong>zum</strong> Patienten habe, ich bekomme für jeden dieser Patienten die<br />

gleiche Behandlung und in der Regel <strong>zum</strong> gleichen Preis. Das ist eine Sache, die ich<br />

fachlich ausgesprochen genieße.<br />

Nun geraten die PKV und die GKV in Konkurrenz zueinander. Es wird von der Abschaffung<br />

des dualen Systems gesprochen. Diese Abschaffung hielte ich für ausgesprochen<br />

falsch, und zwar nicht aus Einkommensgründen. Mein Einkommen aus der<br />

PKV beträgt höchstens 5 Prozent. Aber ich halte die PKV für einen ganz wichtigen<br />

Grund für das hohe Niveau der Chancengleichheit auf einem hohen Niveau der medizinischen<br />

Versorgung.<br />

Die PKV und die GKV sind wie ein Zug: Sie setzen sich in den Zug und kommen <strong>zum</strong><br />

selben Moment an. Das Einzige, was bei den beiden Systemen unterschiedlich ist,<br />

ist der Service. Bei den einen bekomme ich einen Kaffee und die „Bild“-Zeitung, bei<br />

dem anderen vielleicht – bei den nicht lebenswichtigen Dingen – eine andere Therapie,<br />

was Medikamente oder einen anderen Termin angeht. Aber bei den Essentials<br />

werden die Patienten beider Systeme in Deutschland gleich behandelt.<br />

Wenn Herr Huber sagt, dass der GKV-Patient schlechter behandelt wird, dann liegt<br />

es vielleicht an ihm persönlich. Meine Erfahrung ist es jedenfalls nicht, auch vieler<br />

Kollegen nicht.<br />

(Beifall)<br />

<strong>Stenografischer</strong> <strong>Wortbericht</strong> – <strong>116.</strong> Deutscher <strong>Ärztetag</strong> 2013 – Plenum, Vormittag, 29.05.2013

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!