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Stenografischer Wortbericht zum 116. Deutschen Ärztetag ...

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Präsident Prof. Dr. Montgomery: Vielen Dank, lieber Klaus Reinhardt. – Nächster<br />

Redner ist Dr. Peter Scholze aus Bayern.<br />

Dr. Scholze, Bayern: Kolleginnen und Kollegen! Ich kann direkt an meinen Vorredner<br />

anknüpfen. Der Finanzdienstleister MLP hat in Kooperation mit dem Institut Allensbach<br />

eine Umfrage durchgeführt. Sie hat ergeben, dass mehr als die Hälfte der Bevölkerung<br />

für die Einführung einer Bürgerversicherung ist. Die Situation bei den Ärzten ist auch<br />

ganz interessant: 51 Prozent der Ärzte sind für die Einführung einer Bürgerversicherung.<br />

Bei den Hausärzten sind es 50 Prozent, bei den Klinikärzten 57 Prozent.<br />

Ich will jetzt nicht sagen: Weil so viele für eine Bürgerversicherung sind, müssen wir<br />

auch dafür sein. Man kann hier durchaus unterschiedlicher Meinung sein. Aber diesem<br />

Umstand Rechnung tragend wäre es Aufgabe des Vorstands gewesen, eine<br />

profunde und methodisch saubere Analyse zur Frage Gesundheitsbeitrag/Kopfprämie<br />

versus Bürgerversicherung vorzulegen. Das ist aber nicht geschehen. Die<br />

Bürgerversicherung ist pauschal als ein Werk des Teufels abgelehnt worden, als der<br />

Totengräber der PKV.<br />

Ich denke, dass die Zusammensetzung des Gesundheitsökonomischen Beirats ziemlich<br />

einseitig ist. Man hat so den Eindruck, dass man genau diejenigen Wissenschaftler<br />

hinzugezogen hat, die wissenschaftlich das belegen sollen, worauf man hinauswill.<br />

Ich frage mich, warum hier andere Gesundheitsökonomen, die vielleicht ein<br />

bisschen andere Konzepte vertreten, hier völlig unberücksichtigt geblieben sind.<br />

Fakt ist für mich: Der einkommensunabhängige Gesundheitsbeitrag ist nichts anderes<br />

als die ins politische Abseits geratene Kopfpauschale. Ich halte das einfach für unsozial.<br />

Mit dem Sozialausgleich sehe ich einen Widerspruch in dem Papier. Einerseits wird<br />

davor gewarnt, die Steuerfinanzierung des Gesundheitswesens auszubauen, andererseits<br />

plädiert man dafür, diesen Sozialausgleich allein über die Steuerfinanzierung<br />

vorzunehmen. Unberücksichtigt bleiben dabei auch die Erfahrungen in anderen Ländern,<br />

beispielsweise den Niederlanden und der Schweiz. In den Niederlanden sind<br />

schon 60 Prozent der Bevölkerung in die Härtefallregelung geraten. In der Schweiz<br />

sind es meines Wissens 40 bis 50 Prozent.<br />

Was ich auch nicht verstehe, ist – wir sind zwar Ärzte −, dass der Arbeitgeberanteil<br />

eingefroren werden soll, obwohl man weiß, dass die Lohnstückkosten durch die<br />

Krankenversicherungsbeiträge gar nicht groß beeinträchtigt werden.<br />

Ich hätte noch viele Punkte vorzutragen, kann aber wegen der jetzt ablaufenden Redezeit<br />

nur noch einen Punkt erwähnen. Ich lebe in München. Der Überversorgungsgrad<br />

in Starnberg liegt bei den Hausärzten bei 145 Prozent. Im Münchener Norden<br />

hingegen werden die Praxen nicht mehr besetzt. Diese Ungleichverteilung hat sicherlich<br />

auch damit zu tun, dass in Regionen mit hohem Privatpatientenanteil für die Kollegen<br />

die Versorgung viel interessanter ist. Wenn wir diese Ungleichversorgung abschaffen<br />

wollen, müssen wir unbedingt für alle Regionen etwa gleiche Konditionen<br />

haben, unabhängig vom Anteil der Privatpatienten.<br />

Danke.<br />

(Beifall)<br />

<strong>Stenografischer</strong> <strong>Wortbericht</strong> – <strong>116.</strong> Deutscher <strong>Ärztetag</strong> 2013 – Plenum, 28.05.2013

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