29.01.2014 Aufrufe

Stenografischer Wortbericht zum 116. Deutschen Ärztetag ...

Stenografischer Wortbericht zum 116. Deutschen Ärztetag ...

Stenografischer Wortbericht zum 116. Deutschen Ärztetag ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

110<br />

Die Äußerungen vieler Patienten, die uns fragen „Herr Doktor, kriege ich das noch?<br />

Ich zahle es auch selber!“, sind doch genau der Ausdruck dafür, dass uns die Patienten<br />

schon misstrauen, dass wir diese Rationierung vornehmen, ohne dass wir sie<br />

fragen. Das möchte ich nicht mehr haben.<br />

(Vereinzelt Beifall)<br />

Gleichwohl bitte ich, nicht die Gefahr zu unterschätzen, dass wir, wenn wir eine andere<br />

Vergütung haben, in die andere Richtung nicht mehr ehrlich sind, dass wir übertherapieren,<br />

weil es dafür vielleicht mehr Geld gibt. Herr Maio, ich hätte von Ihnen<br />

<strong>zum</strong> Schluss gern einen Hinweis, wie wir aus diesem Dilemma herauskommen.<br />

Ich glaube, wir können nur durch maximale Transparenz Erfolg haben. Wir dürfen<br />

uns nicht in die Gefahr begeben, die ohne Zweifel zunehmende Belastung durch Bürokratie<br />

bloß deswegen abzuwehren, weil wir sagen: Es gibt zu viel Bürokratie. Wir<br />

müssen unserer Transparenzverpflichtung insbesondere den Patienten gegenüber<br />

viel umfassender nachkommen als bisher, sonst verlieren wir die Legitimation, eine<br />

Vergütung nach der tatsächlichen Leistung zu fordern. Das halte ich für ganz entscheidend<br />

wichtig.<br />

Vielen Dank.<br />

(Vereinzelt Beifall)<br />

Präsident Prof. Dr. Montgomery: Vielen Dank, Herr Hellmann. – Letzter Redner in<br />

der heutigen Diskussion ist der Kollege Joachim Dehnst aus Westfalen-Lippe.<br />

Dr. Dehnst, Westfalen-Lippe: Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und<br />

Kollegen! Wir haben in der Vergangenheit mehrfach die Übernahme ökonomischer<br />

Verantwortung abgelehnt, auch in Ulm. Leider haben wir auch auf dem letzten <strong>Ärztetag</strong><br />

dem Vorstand den Auftrag gegeben, ein Konzept für die Krankenversicherung in<br />

der Zukunft auszuarbeiten. Jetzt – das finde ich ein bisschen bedrückend − diskutieren<br />

wir zusammengefasst in einem Tagesordnungspunkt, wie die Ökonomie unser<br />

ethisches Handeln erwürgt, und auf der anderen Seite stellen wir ein eigenes Finanzierungskonzept<br />

vor. Ich meine, damit verlieren wir unsere Unschuld und übernehmen<br />

eine Verantwortung, die wir gar nicht tragen können.<br />

Dieses Papier, das vor uns liegt, zeigt mir umso deutlicher, dass wir das gar nicht<br />

hätten tun sollen. In diesem Konzept holt man Kapitalmarktrisiken in die gesetzliche<br />

Krankenversicherung. Man setzt auf mehr Steuerfinanzierung, beispielsweise bei<br />

den Mitteln für den Sozialausgleich, bei den Ausgaben für Kinder, bei der beitragsfreien<br />

Familienversicherung. Es wird insgesamt weniger Geld für die Gesundheitsversorgung<br />

zur Verfügung stehen. Der Gesundheitsbeitrag ist in Wirklichkeit eine<br />

Kopfpauschale. Höhere Einkommen, insbesondere von Singles, werden entlastet<br />

werden und geringere Einkommen von Familien werden belastet werden.<br />

Zu guter Letzt sind wir dabei, der privaten Krankenversicherung, die uns in den Verhandlungen<br />

immer sehr partnerschaftlich behandelt hat, einen Persilschein auszustellen.<br />

<strong>Stenografischer</strong> <strong>Wortbericht</strong> – <strong>116.</strong> Deutscher <strong>Ärztetag</strong> 2013 – Plenum, 28.05.2013

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!