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Deutsche_Grammatik_Elke_Hentschel.pdf

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Futur<br />

schen, Dänischen, Schwedischen (vgl. ebd.) oder auch im Englischen: I shall<br />

arrive tomorrow (vgl. Quirk/Greenbaum 1998: 47). In der Geschichte der<br />

deutschen Sprache treten neben sollen auch die Fügungen müssen/wollen +Infinitiv<br />

sowie die Fügungen werden + Infinitiv/Partizip Präsens auf. Die<br />

<strong>Grammatik</strong>alisierung der werden + Infinitiv-Fügung erfolgte im Frühneuhochdeutschen.<br />

Neben werden + Infinitiv lassen sich auch Bildungen mit<br />

dem Partizip Präsens, also Fügungen des Typs Ich werde sehende (im Sinne<br />

von: ‚Ich werde zu einer Sehenden‘) nachweisen. Wie die historische Entwicklung<br />

genau verlaufen ist, ist umstritten; manche Autoren gehen von<br />

einer Abschleifung der Partizipialform (z. B. Ágel 1999: 183), andere von<br />

einer Vermischung der Formen aus (so etwa Kotin 2003: 162), wobei sich<br />

die Fügung mit werden + Infinitiv durchgesetzt hat.<br />

Die <strong>Grammatik</strong>alisierung der Futur-II-Form erfolgt im Verhältnis zur<br />

Futur-I-Form recht spät. In den zeitgenössischen <strong>Grammatik</strong>en werden bis<br />

Adelung (1732–1806) bei der Beschreibung des Tempussystems stets nur<br />

fünf Tempusformen (Präsens, Präteritum, Perfekt, Plusquamperfekt und Futur)<br />

angeführt. Bei einigen Autoren finden sich zwar zusätzliche Beschreibungen,<br />

die jedoch noch nicht das moderne Futur II betreffen. So schreibt<br />

Ölinger 1574 (Scheel 1897: 101): „der Unterschied zwischen dem Erstenund<br />

dem Erst-Nach-Futur das ist: Mit dem ersten drücken wir etwas aus,<br />

was gleich [folgt] & mit dem anderen, was später darauf folgt, wie Jetzt will<br />

ich wider komen/Aber er würd über ein Jar nit her kohmen/“ (vgl. hierzu auch<br />

Bogner 1987).<br />

Ágel, Vilmos (2003): „Prinzipien der <strong>Grammatik</strong>“. In: Lobenstein-Reichmann, Anja/Reichmann,<br />

Oskar (Hrsg.): Neue historische <strong>Grammatik</strong>en. Zum Stand der <strong>Grammatik</strong>schreibung<br />

historischer Sprachstufen des <strong>Deutsche</strong>n und anderer Sprachen. Tübingen, Niemeyer: 1–46.<br />

(= Reihe Germanistische Linguistik 243).<br />

Bogner, Stephan (1987): „Darstellung der analytischen Futurformen in den <strong>Grammatik</strong>en der<br />

frühneuhochdeutschen Periode“. Radovi, Sveučiliˇste u Splitu, Razdio filoloˇskih znanosti 16:<br />

151–160.<br />

Bogner, Stephan (1996): Periphrastische Futurformen im Frühneuhochdeutschen. 2., verbess.<br />

Aufl. Wien: Edition Praesens. (= Schriften zur diachronen Sprachwissenschaft 2).<br />

Brons-Albert, Ruth (1982): Die Bezeichnung von Zukünftigem in der gesprochenen deutschen<br />

Standardsprache. Tübingen: Narr. (= Studien zur deutschen <strong>Grammatik</strong> 17).<br />

Bybee, Joan L./Dahl, Östen (1989): „The Creation of Tense and Aspect Systems in the Languages<br />

of the World“. Studies in Languages 13: 51–103.<br />

Engel, Ulrich (1994): Syntax der deutschen Gegenwartssprache. 3., völlig neu bearb. Aufl. Berlin:<br />

Schmidt. (= Grundlagen der Germanistik 22).<br />

Grimm, Jacob (1898/1989): <strong>Deutsche</strong> <strong>Grammatik</strong> 4. 1. Teil. Gütersloh 1898: Bertelsmann.<br />

2. Nachdruck. Hildesheim/Zürich/New York: Olms-Weidmann. (= Jacob Grimm und Wilhelm<br />

Grimm. Werke. Forschungsausgabe. Abteilung I. Die Werke Jacob Grimms 13).<br />

Kotin, Mihail L. (2003): Die werden-Perspektive und die werden-Periphrasen im <strong>Deutsche</strong>n. Historische<br />

Entwicklung und Funktionen in der Gegenwartssprache. Frankfurt am Main: Lang.<br />

(= Danziger Beiträge zur Germanistik 6).<br />

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