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Deutsche_Grammatik_Elke_Hentschel.pdf

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Konjunktiv<br />

Modalverben sollen und wollen hingegen besteht im Präteritum Formengleichheit.<br />

Klar unterschieden sind die Formen ferner auch beim Verb sein,<br />

wo gar keine Formengleichheit auftritt, sowie bei den Präteritum-Formen<br />

von haben (hätte) und werden (würde). Das Verb wissen weist im Präteritum<br />

ebenfalls eindeutige Formen mit Umlaut auf (wüsste); im Präsens sind hingegen<br />

1. und 3. Pers. Pl. mit dem Indikativ identisch (wir/sie wissen).<br />

Indirekte Rede<br />

Manche Sprachen kennen einen eigenen Modus zur Kennzeichnung der indirekten<br />

Rede, der dann als Quotativ (auch: Reportativ) bezeichnet wird. Im<br />

<strong>Deutsche</strong>n kann stattdessen der Konjunktiv verwendet werden; manche<br />

<strong>Grammatik</strong>en sprechen in diesem Zusammenhang daher auch von „Indirektheitskonjunktiv“<br />

(Zifonun u. a. 1997: 1753; Duden 2009: 529). Zu den<br />

Merkmalen, mit denen die indirekte Rede gekennzeichnet wird, gehört<br />

daher die Umwandlung einer Indikativ-Form in der Originaläußerung in<br />

einen Konjunktiv:<br />

162<br />

Paula sagt: „Ich komme morgen.“<br />

Paula sagt, dass sie morgen käme. (oder: … dass sie morgen komme.)<br />

Die indirekte Rede kann im <strong>Deutsche</strong>n im Indikativ wie auch im Konjunktiv<br />

stehen. Ob eine Äußerung als indirekte Rede zu verstehen ist, ist meistens<br />

schon an übergeordneten Verben wie sagen, fragen oder Substantiven wie Behauptung,<br />

Nachfrage usw. erkennbar. Der Konjunktiv ist also nicht unbedingt<br />

nötig, um die indirekte Rede anzuzeigen, und dies ist vermutlich auch<br />

ein Grund, warum er in diesem Bereich zunehmend abgebaut wird.<br />

Häufig wird als Grundregel für den Gebrauch des Konjunktivs in der indirekten<br />

Rede angegeben, dass der Konjunktiv Präsens dann verwendet<br />

wird, wenn er sich vom Indikativ unterscheidet, ansonsten aber Konjunktiv<br />

Präteritum steht (vgl. Duden 2009: 530; Engel 2009: 220). Diese Regelung<br />

wird vor allem im öffentlichen Sprachgebrauch, etwa in den Medien, beachtet,<br />

da es in journalistischen Texten auf die eindeutige Kennzeichnung der<br />

indirekten Rede ankommt. Im informellen Register und in vielen Dialekten<br />

dagegen wird häufig auch dann der Konjunktiv II gesetzt, wenn der Konjunktiv<br />

I eigentlich eindeutig wäre, etwa bei zusammengesetzten Tempora<br />

mit sein und haben: Du hast doch gesagt, es wär’ (statt: sei) kein Problem.<br />

Die Austauschbarkeit der konjunktivischen Tempusformen führt dazu,<br />

dass eine festgelegte Zeitenfolge (Consecutio Temporum) in der indirekten<br />

Rede im <strong>Deutsche</strong>n nicht existiert (vgl. <strong>Hentschel</strong>/Weydt 2003: 120f.).<br />

Gleich-, Vor- und Nachzeitigkeit müssen aber unterschieden werden. Dabei

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