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Deutsche_Grammatik_Elke_Hentschel.pdf

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infinit<br />

Als infinite Verbformen des <strong>Deutsche</strong>n werden in allen <strong>Grammatik</strong>en die<br />

Infinitive sowie die Partizipien genannt; in manchen Fällen kommt noch das<br />

Gerundivum hinzu (z. B. <strong>Hentschel</strong>/Weydt 2003: 92). Einige Autoren (z. B.<br />

Thieroff 1992) rechnen auch den Imperativ zu den infiniten Verbformen.<br />

Die sog. Inflektive wie schluchz oder kreisch, die ebenfalls Verbformen ohne<br />

Personalmarkierung und somit infinit sind, fehlen hingegen durchgehend<br />

bei der Aufzählung der infiniten Verbformen. Der Grund hierfür liegt vermutlich<br />

darin, dass sie noch nicht zu den regulären Formen des Standarddeutschen<br />

gerechnet werden.<br />

In anderen Sprachen gibt es darüber hinaus noch weitere infinite Verbformen<br />

wie z. B. das Gerundium (z. B. engl. writing, sleeping), die sog. Konverben<br />

der Altai-Sprachen oder das Supinum des Lateinischen, auf die hier<br />

jedoch nicht näher eingegangen werden kann.<br />

Infinitive<br />

Infinitive sind nominale Verbformen (sog. Verbalnomina), die dem Substantiv<br />

nahestehen. In vielen Sprachen dienen sie auch als Nennform des<br />

Verbs, bilden also den Lexikoneintrag. Im <strong>Deutsche</strong>n können Infinitive<br />

nach Tempus und Genus Verbi unterschieden werden in:<br />

Infinitiv Präsens Aktiv: heilen<br />

Infinitiv Präsens Passiv, Vorgangspassiv (werden-Passiv): geheilt werden<br />

Infinitiv Präsens Passiv, Zustandspassiv (sein-Passiv): geheilt sein<br />

Infinitiv Perfekt Aktiv: geheilt haben<br />

Infinitiv Perfekt Passiv, Vorgangspassiv (werden-Passiv): geheilt worden<br />

sein<br />

Infinitiv Perfekt Passiv, Zustandspassiv (sein-Passiv): geheilt gewesen sein<br />

Obwohl Infinitive als infinite Verbformen per Definition nicht das Prädikat<br />

eines selbständigen Satzes bilden können und daher auch kein Subjekt bei<br />

sich haben, implizieren sie stets ein unausgesprochenes, mitverstandenes<br />

Subjekt, das in der Generativen <strong>Grammatik</strong> mit PRO notiert wird: Es ist<br />

wichtig, [PRO] sich vor der Prüfung noch einmal intensiv mit dem Stoff zu beschäftigen.<br />

Nach den Verben der sinnlichen Wahrnehmung hören, sehen und<br />

spüren ist das implizite Subjekt des nachfolgenden Infinitivs mit dem Objekt<br />

des vorangehenden Verbs identisch und insofern sichtbar, es steht aber im<br />

Akkusativ: Ich höre (sehe, spüre) ein Gewitter kommen (vgl. Ich höre/sehe/spüre:<br />

Ein Gewitter kommt). In solchen Fällen spricht man von einem AcI (accusativus<br />

cum infinitivo ‚Akkusativ mit Infinitiv‘). Ähnliche Konstruktionen tre-<br />

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