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Deutsche_Grammatik_Elke_Hentschel.pdf

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Substantiv<br />

Doppelfunktionen von Wörtern normalerweise nicht. Allerdings gibt es die<br />

systematische Möglichkeit, den Infinitiv eines Verbs unverändert zu substantivieren<br />

(nicht jedoch, wie im Englischen, ein Substantiv unverändert als<br />

Verb zu gebrauchen), und bei substantivierten Infinitiven wie das Wandern<br />

oder das Autofahren liegen dann ebenfalls unmarkierte Übergänge von einer<br />

Wortart zu einer anderen vor.<br />

Genus<br />

Sämtliche Substantive des <strong>Deutsche</strong>n sind einem der drei Genera Maskulinum,<br />

Femininum und Neutrum zugeordnet. Normalerweise gibt es jeweils<br />

nur ein einziges, dem jeweiligen Substantiv fest zugewiesenes Genus; nur<br />

einige wenige Sonderfälle weisen mehr als ein Genus auf. Bei Bezeichnungen<br />

von Menschen und einigen wichtigen Tieren spiegelt das Genus das natürliche<br />

Geschlecht (sog. Sexus) wider: die Frau/der Mann, die Mutter/der Vater;<br />

die Stute/der Hengst, die Henne/der Hahn usw. Auch bei anderen Lebewesen<br />

werden gelegentlich semantische Gründe für die Zuordnung des Genus vermutet.<br />

Große, starke Tiere sowie Wappentiere sind typischerweise maskulin:<br />

der Adler, der Bär, der Falke, der Löwe usw. Kleinere Tiere sind demgegenüber<br />

eher feminin: der Uhu – die Eule; der Rabe – die Krähe (vgl. Pusch 1984: 35).<br />

Auch der Grad der Ähnlichkeit mit dem Menschen scheint eine Rolle zu<br />

spielen. So sind Insekten und Weichtiere (dem Menschen am wenigsten<br />

ähnlich) vorwiegend Femininum: die Assel, die Spinne; die Schnecke, die Muschel<br />

usw. (vgl. Köpcke/Zubin 1996: 484).<br />

In allen anderen Fällen wird das Genus entweder aufgrund der Zugehörigkeit<br />

des Substantivs zu einer bestimmten semantischen Kategorie oder<br />

sonst nach phonologischen oder morphologischen Kriterien zugewiesen.<br />

Ein Beispiel für eine solche genusbestimmende semantische Kategorie wäre<br />

etwa die Kategorie ‚Baum‘, deren Mitglieder bis auf wenige Ausnahmen Feminina<br />

sind: die Birke, die Buche, die Kiefer, die Linde, die Pappel, die Weide<br />

usw. (Ausnahmen: der Ahorn, der Ginkgo). Auch Begriffe, die zur Kategorie<br />

‚Obst‘ zählen, sind bis auf wenige Ausnahmen mehrheitlich Feminina: die<br />

Birne, die Dattel, die Mango, die Pflaume, die Satsuma usw. (Ausnahmen: der<br />

Apfel, der Pfirsich).<br />

Das Vorhandensein phonologischer Kriterien bei der Genuszuweisung<br />

kann nicht nur anhand des bestehenden Wortschatzes aufgezeigt werden,<br />

sondern ist auch dadurch nachweisbar, dass man Muttersprachlern Phantasiewörter<br />

vorlegt und sie bittet, das zugehörige Genus zu nennen. Ausschlaggebend<br />

für die Genuszuweisung ist dann die Silbenzahl und -struktur.<br />

Insbesondere bei einsilbigen Wörtern ist der Zusammenhang zwischen Sil-<br />

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