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Deutsche_Grammatik_Elke_Hentschel.pdf

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infinit<br />

rundivums, aus dem erst in einem zweiten Schritt die attributive Form hervorging<br />

(vgl. Brugmann 1904/1970: 605).<br />

Gerundiva können aufgrund ihrer passivischen Bedeutung nur von transitiven<br />

Verben gebildet werden, also von solchen Verben, die auch ein persönliches<br />

Passiv zulassen. Dass sich auch die attributive Form semantisch<br />

deutlich vom Partizip Präsens unterscheidet, wird besonders gut sichtbar,<br />

wenn man Formen wie Ausbildende (‚diejenigen, die ausbilden‘: Präsens Aktiv)<br />

und Auszubildende (‚diejenigen, die ausgebildet werden sollen‘: Futur<br />

Passiv mit modaler Komponente) miteinander vergleicht.<br />

Inflektive<br />

Inflektive (Terminus nach Teuber 1998), gelegentlich auch als Lexeminterjektionen<br />

bezeichnet (vgl. <strong>Hentschel</strong>/Weydt 2003: 331), sind Verbformen<br />

wie kreisch, schluck oder schnief, die besonders häufig in Comics oder in der<br />

Kommunikation im Internet vorkommen, aber auch darüber hinaus auftreten.<br />

Sie sind keineswegs eine gänzlich neue Entwicklung, denn schon bei<br />

Wilhelm Busch finden sich neben lautmalerischen Interjektionen wie rack!<br />

oder plemm! auch Belege wie Knarr! Da öffnet sich die Tür (Tobias Knopp.<br />

Abenteuer eines Junggesellen) oder Da geht es klirr! und klipp! und klapp!!<br />

(Die Fromme Helene), die eindeutig verbale Wurzeln haben (knarren, klirren,<br />

klappe[r]n). Inzwischen weitet sich der Gebrauch dieser Formen immer<br />

mehr aus, und insbesondere in der Online-Kommunikation finden<br />

sich auch mit Satzteilen aller Art erweiterte komplexe Bildungen, bei denen<br />

alle Verbtypen vertreten sind. Häufig werden diese Formen durch Sternchen<br />

davor und danach gekennzeichnet, z. B.: *geruehrtsei* (<strong>Hentschel</strong><br />

1998), *hunger hab*, *schweißvonderstirnwisch*, *mitdenfüßennachderfernbedienungfisch*<br />

oder *ultimativentzücktseiunddahinschmelz* (Pankow 2003:<br />

104f.).<br />

Ist der Imperativ eine infinite Verbform?<br />

Es gibt einige Autoren (z. B. Thieroff 1992: 7), die auch den Imperativ zu<br />

den infiniten Verbformen rechnen. Als Begründung wird dabei angeführt,<br />

dass die Form auf das Präsens Aktiv beschränkt sei und keine wirkliche Personalmarkierung<br />

enthalte, da außer der zweiten Person keine weitere zulässig<br />

sei (so auch Eisenberg 2006: 202). Beides ist bei näherer Betrachtung jedoch<br />

problematisch. Zum einen gilt die Beschränkung auf Präsens und Aktiv<br />

nicht durchgehend: Gegenbeispiele im Passiv wie Sei gegrüßt! Seid mir willkommen!<br />

Sei bedankt usw. lassen sich leicht finden, aber auch der Imperativ<br />

Perfekt findet sich (z. B. bei Goethe: Besen! Besen! Seids gewesen!). Die Ursa-<br />

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