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Deutsche_Grammatik_Elke_Hentschel.pdf

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Dativ<br />

der 1. Person) beschränkten Vorkommens findet sich gelegentlich die Meinung,<br />

dass es sich hier nicht um eine Funktion des Dativs, sondern um eine<br />

„Modalpartikel“ handle (so Wegener 1989; Thurmair 1989: 38–41; nur in<br />

Bezug auf die Semantik ähnlich auch Zifonun u. a. 1997: 1345). Allerdings<br />

geht die Erstarrung nicht so weit, dass sich die Form bei indirekter Rede<br />

nicht anpassen würde: Sie sagte, ich solle ihr bloß nicht wieder frech werden.<br />

Der Dativ-Gebrauch in Sätzen wie Das ist mir vielleicht ein Schlitzohr!<br />

wird in den <strong>Grammatik</strong>en meist als ethicus gedeutet, obgleich aus semantischer<br />

Perspektive die Einordnung als iudicantis (‚aus meiner Sicht‘) näher<br />

läge. Dies hängt vermutlich damit zusammen, dass die Beschreibung des Dativus<br />

iudicantis sich in den deutschen <strong>Grammatik</strong>en auf Konstruktionen mit<br />

zu oder genug und Adjektiv beschränkt und als reines Valenzphänomen betrachtet<br />

wird (vgl. z. B. Eisenberg 2006: 293f.; Zifonun u. a. 1997: 1344).<br />

Auch insgesamt lässt sich feststellen, dass die Mehrzahl der deutschen<br />

<strong>Grammatik</strong>en sich um eine möglichst vollständig auf der Valenz von Verben<br />

und Adjektiven basierende Beschreibung sämtlicher Dative bemüht, die –<br />

wenn überhaupt – dann nur wenige Ausnahmen wie etwa den Dativus ethicus<br />

zulässt.<br />

Form<br />

Der Dativ ist von allen erhaltenen deutschen Kasus derjenige, der am stärksten<br />

morphologisch markiert wird. Er wird bei Substantiven im Maskulinum<br />

und Neutrum Singular durch die Endung -e markiert, die jedoch heute nur<br />

noch in gehobenem Stil oder in festen Wendungen gebräuchlich ist: zu<br />

Pferde, in diesem Sinne, zu Wasser und zu Lande usw. Im Plural steht dagegen<br />

durchgehend die Endung -n: den Mitgliedern, den Vögeln; sie entfällt nur<br />

dann, wenn der Plural selbst bereits auf -n endet (z. B. die Frauen – den<br />

Frauen). Der Dativ ist zugleich der einzige Kasus, der bei Substantiven im<br />

Plural markiert wird.<br />

Bei Adjektiven ohne Artikel (sog. starke Deklination) sowie bei Artikeln<br />

und attributiven Pronomina wird der Dativ im Singular Maskulinum und<br />

Neutrum mit -em gekennzeichnet: aus gutem Grund, mit dem Säbel, an jedem<br />

Morgen usw. Anders als die anderen Endungen in diesem Paradigma, die verschiedene<br />

Funktionen haben können, steht -em ausschließlich für den Dativ<br />

Singular. Im Femininum Singular wird der Dativ hingegen durch die Endung<br />

-er gekennzeichnet, die auch den Genitiv (und darüber hinaus den Nominativ<br />

Maskulinum Singular) markiert: aus tiefster Seele, in einer Stunde,<br />

mit aller Kraft. Bei der sog. schwachen Adjektivdeklination, bei der die stärkere<br />

Kasusmarkierung bereits im Artikel oder Pronomen erfolgt, erscheint<br />

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