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Deutsche_Grammatik_Elke_Hentschel.pdf

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Modalität<br />

Gliederung der Modalität eingeführt, wie sie in vielen <strong>Grammatik</strong>en verwendet<br />

werden.<br />

Von deontischer Modalität (von griech. deon ‚das Nötige‘, ‚das Angemessene‘,<br />

‚die Pflicht‘) spricht man, wenn eine objektive Notwendigkeit,<br />

eine Verpflichtung oder eine Erlaubnis bzw. ein Verbot ausgedrückt werden:<br />

Alle Menschen müssen sterben. (Notwendigkeit)<br />

Eltern müssen ihre Kinder ordentlich erziehen. Sie sollen ihnen ein Vorbild<br />

sein. (Verpflichtung)<br />

Sie dürfen die Braut jetzt küssen. (Erlaubnis)<br />

Hier geht es nicht um die Einstellung der sprechenden Person zur Wahrscheinlichkeit,<br />

mit der ihre Aussage zutrifft, sondern um sozusagen „objektiv“<br />

bestehende Bedingungen, die für sie gelten. Aus diesem Grund wird die<br />

deontische Modalität auch als objektive Modalität bezeichnet (bei Eisenberg<br />

2006: 94: nicht-inferentielle Modalität). Wie die Beispiele zeigen, kann<br />

man im <strong>Deutsche</strong>n mit den Modalverben dürfen, müssen und sollen ausdrücken,<br />

dass ein Geschehen an Naturgesetze (sterben müssen), gesellschaftliche<br />

Normen (Kinder erziehen müssen, ein Vorbild sein sollen) oder auch an die Erlaubnis<br />

bzw. das Verbot einzelner Personen (die Braut küssen dürfen) gebunden<br />

ist.<br />

Als epistemische Modalität (von griech. epistemē ‚Wissen‘, ‚Kenntnis‘)<br />

werden modale Markierungen bezeichnet, mit denen der Sprecher signalisiert,<br />

welchen Gültigkeitsgrad er seiner Aussage beimisst. Er kann z. B. ausdrücken,<br />

dass sein Wissen eingeschränkt ist, etwa weil er nur eine Schlussfolgerung<br />

zieht oder etwas nur vom Hörensagen weiß:<br />

Da drüben ist eine Tür, das muss der Eingang sein.<br />

Versuch’s mit einem anderen Treiber. Vielleicht geht’s damit besser.<br />

Das Spektrum der epistemischen Modalität umfasst eine Skala, die von bloßer<br />

Möglichkeit über hohe Wahrscheinlichkeit bis hin zu absoluter Sicherheit<br />

reicht (vgl. Nuyts 2006: 6). Entscheidend ist, dass diese Einschätzung<br />

der Wahrscheinlichkeit als die subjektive Sichtweise des Sprechers gekennzeichnet<br />

ist. Statt der Bezeichnung „epistemisch“ findet sich gelegentlich<br />

auch subjektive oder inferentielle Modalität (vgl. Zifonun u. a. 1997: 1886;<br />

Eisenberg 2006: 93).<br />

Gelegentlich wird die sog. evidentielle Modalität als Sonderfall aus der<br />

epistemischen ausgegliedert. Bei evidentieller Modalität bringt der Sprecher<br />

zum Ausdruck, welche Evidenz er für den Inhalt einer Aussage hat, d. h. auf<br />

welche Quelle er seine Informationen stützt. Im <strong>Deutsche</strong>n kann beispielsweise<br />

das Modalverb sollen dazu verwendet werden, eine Aussage als fremde<br />

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