05.12.2012 Aufrufe

Deutsche_Grammatik_Elke_Hentschel.pdf

Deutsche_Grammatik_Elke_Hentschel.pdf

Deutsche_Grammatik_Elke_Hentschel.pdf

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Kasus<br />

sich um einen Kasus, der anzeigt, von wo eine Bewegung ihren Ausgang genommen<br />

hat. Er bezeichnet also das Woher. Dieser Kasus kommt in den<br />

Sprachen der Welt häufig vor und findet sich beispielsweise auch im Türkischen,<br />

z. B.: I . stanbul’dan ayrıldı (wörtlich: ‚Istanbul-Ablativ ging weg‘; ‚Er/<br />

sie ging aus Istanbul weg‘). Seine Funktion wird im modernen <strong>Deutsche</strong>n<br />

durch die Präpositionen aus und von mit Dativ übernommen: aus Berlin,<br />

vom Meer.<br />

Auch der Lokativ (von lat. locus ‚Ort‘, engl. locative) ist ein Kasus zum<br />

Ausdruck räumlicher Beziehungen; er dient zur Ortsangabe ohne Bewegung,<br />

antwortet also auf die Frage „Wo?“. In sprachübergreifenden Kasusdefinitionen<br />

wird der Begriff Lokativ im weiteren Sinne darüber hinaus auch<br />

zusammenfassend für Kasus verwendet, die sowohl das Wo als auch das Wohin<br />

ausdrücken, was in manchen Sprachen durch ein und dieselbe Kasusendung<br />

übernommen wird (vgl. hierzu z. B. Iggesen 2005: 99). In den ide.<br />

Sprachen und somit auch im <strong>Deutsche</strong>n und seinen Vorstufen gibt es diesen<br />

Zusammenfall von gerichteten und ungerichteten Ortsangaben aber nicht.<br />

Im <strong>Deutsche</strong>n wird der verlorengegangene Lokativ durch Präpositionen mit<br />

Dativ (in der Schublade, auf dem Tisch) ausgedrückt, während für die Richtungsangabe<br />

wie in vielen anderen ide. Sprachen auch der Akkusativ verwendet<br />

wird (in die Schublade, auf den Tisch).<br />

Wie sein Name schon sagt, besteht die Funktion des Instrumentals<br />

(engl. instrumental) darin, ein Mittel anzuzeigen, das zur Ausführung der im<br />

Verb ausgedrückten Handlung verwendet wird. Im modernen <strong>Deutsche</strong>n<br />

wird er meist durch die Präposition mit und den Dativ ausgedrückt: mit der<br />

Axt. In den ide. Sprachen wird morphologisch nicht zwischen dem Mittel<br />

und dem Begleitumstand der Handlung unterschieden, und auch beim Ersatz<br />

des Kasus durch ein Präpositionalgefüge gibt es etwa zwischen mit der<br />

Axt und mit Begeisterung in Sie hackte mit Begeisterung mit der Axt die Äste<br />

vom Baumstamm keinen Unterschied. In anderen Sprachen gibt es jedoch<br />

einen speziellen Kasus zum Ausdruck der Begleitung, den sog. Komitativ,<br />

der dann deutlich vom Instrumental unterschieden werden muss.<br />

Der Vokativ (von lat. vocare ‚rufen‘; engl. vocative) unterscheidet sich<br />

von allen bisher genannten Kasus dadurch, dass er außerhalb des syntaktischen<br />

Gefüges steht: Er bildet keinen Teil des Satzes und wird nicht in ihn<br />

integriert. Es ist der Kasus, den man verwendet, um jemanden anzurufen<br />

oder anzusprechen. Im <strong>Deutsche</strong>n wird statt des Vokativs der Nominativ<br />

verwendet, der gelegentlich von einem Personalpronomen begleitet werden<br />

kann: Donald! Pass doch auf, du Unglückserpel!<br />

Außer den genannten gibt es in den Sprachen der Welt auch noch weitere<br />

Kasus (vgl. z. B. Iggesen 2005: 90–102), auf die hier nicht im Einzelnen ein-<br />

144

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!