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Deutsche_Grammatik_Elke_Hentschel.pdf

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Prädikat<br />

Jahr sein Studium zu beginnen), spricht man hingegen gewöhnlich nicht von<br />

einem Prädikat. Eine Begrenzung des Prädikatsbegriffs auf das Finitum ist<br />

allerdings ebenfalls nicht sinnvoll, wie der Vergleich der beiden Sätze Mila<br />

schläft und Mila hat geschlafen verdeutlicht; im zweiten Satz würde dann nur<br />

hat als Prädikat angesehen. Die in den <strong>Grammatik</strong>en am weitesten gebräuchliche<br />

Definition des Prädikats umfasst deshalb neben dem Finitum<br />

auch seine unmittelbaren Konstituenten. Dazu gehören neben Teilen analytischer<br />

Verbformen (hier: geschlafen) auch Prädikativa wie krank in Das Kind<br />

ist krank oder Studentin in Sie ist Studentin.<br />

Wenn ein Prädikat nur aus einem einzigen Wort besteht (z. B. Das Kind<br />

weint), spricht man von einem einfachen oder einteiligen Prädikat; es besteht<br />

stets aus einer finiten Verbform. Mehrteilige Prädikate enthalten<br />

ebenfalls notwendigerweise eine finite Verbform, zu der jedoch noch eine<br />

oder weitere Konstituenten hinzutreten. Dabei lassen sich grammatische<br />

und lexikalische Prädikatsteile unterscheiden. Grammatische Prädikatsteile<br />

bestehen aus einer nicht-finiten Verbform, also aus Infinitiven oder Partizipien,<br />

die mit dem finiten Teil zusammen eine analytische Verbform bilden,<br />

z. B. verkauft worden in Das Buch ist verkauft worden. Lexikalische Prädikatsteile<br />

sind demgegenüber Konstituenten, die schon zum Lexikoneintrag des<br />

Verbs gehören, etwa trennbare Präfixe (Du hörst mir ja gar nicht zu!), Reflexivpronomina<br />

bei sog. echt reflexiven Verben (Ich freue mich) oder nicht-verbale<br />

Teile von Funktionsverbgefügen (Sie brachte das Problem zur Sprache).<br />

Eine Besonderheit des <strong>Deutsche</strong>n ist die Stellung des Prädikats bzw. der<br />

Prädikatsteile im Satz. Je nach Stellung des finiten Verbs entstehen verschiedene<br />

Satztypen (vgl. Verberstsatz: Kommt er auch?, Verbzweisatz: Er kommt<br />

auch oder Verbletztsatz: Wenn er auch kommt, …). Die übrigen Prädikatsteile<br />

bilden gewöhnlich die sog. rechte Satzklammer am Satzende (z. B. Anna hat<br />

die Tür geöffnet; Ich rufe dich morgen an). Bei eingeleiteten Nebensätzen stehen<br />

die nicht-finiten Teile des Prädikats direkt vor dem Finitum, das am<br />

Satzende steht: weil Anna die Tür geöffnet hat; wenn sie das Problem zur Sprache<br />

bringt.<br />

Hengeveld, Kees (1992): Non-verbal Predication. Theory, Typology, Diachrony. Berlin/New York:<br />

Mouton de Gruyter.<br />

Indrambarya, Kitima (2000): „On Nonverbal Predicates in Thai“. In: De Guzman, Videa P./<br />

Bender, Byron W. (eds.): Grammatical Analysis. Morphology, Syntax and Semantics. Studies<br />

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Linguistics. Special Publication 29).<br />

Wetzer, Harrie (1996): Adjectival Predication. Berlin/New York: Mouton de Gruyter.<br />

Zifonun, Gisela u. a. (1997): <strong>Grammatik</strong> der deutschen Sprache. 3 Bde. Berlin/New York: de<br />

Gruyter. (= Schriften des Instituts für deutsche Sprache 7.1–7.3).<br />

[KA]<br />

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