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Deutsche_Grammatik_Elke_Hentschel.pdf

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Genus Verbi<br />

tion und weist damit gewisse Ähnlichkeiten mit der Valenz auf. Im Gegensatz<br />

zum Passiv, wo alle Partizipanten quantitativ und qualitativ gleich bleiben,<br />

treten bei Genus Verbi im weiteren Sinne Veränderungen ein. So wird<br />

z. B. Kausativ als Genus Verbi bezeichnet, bei dem ein weiteres Argument<br />

hinzugefügt wird. Dabei übernimmt der neue Partizipant, der Verursacher<br />

(„causer“), die syntaktische Funktion des Subjekts, während der ursprüngliche<br />

Partizipant im Subjekt zum von der Handlung betroffenen „causee“<br />

wird und eine neue syntaktische Funktion als direktes oder indirektes Objekt<br />

zugewiesen bekommt. Im <strong>Deutsche</strong>n werden solche Veränderungen<br />

normalerweise durch einen Verbwechsel ausgedrückt: Das Pferd trinkt → Ich<br />

tränke das Pferd.<br />

Im Gegensatz zum Kausativ liegt beim Antikausativ eine Argumentreduktion<br />

vor, bei der das Agens semantisch entfernt wird: Das Ereignis wird<br />

als nicht von einem Agens verursacht gedacht. Syntaktisch gesehen übernimmt<br />

das Patiens jetzt außerdem die syntaktische Funktion Subjekt. Das<br />

Antikausativ kann als typisches Medium gelten. Von einem Medium spricht<br />

man dann, wenn eine spezifische Markierung vorliegt, die anzeigt, dass das<br />

Subjekt selbst von dem Geschehen betroffen ist, und zwar ohne Einwirkung<br />

eines externen Agens. Im <strong>Deutsche</strong>n ist das Medium nicht grammatikalisiert,<br />

zeigt sich aber in der Form nach reflexiven Konstruktionen wie Das<br />

Buch verkauft sich gut oder Am Eingang bildete sich eine Schlange. Im Russischen<br />

wie auch in anderen slawischen oder romanischen Sprachen hat es sich<br />

zu einem Passiv weiterentwickelt.<br />

Genus Verbi im engeren Sinne<br />

Voraussetzung für das Vorliegen eines Genus verbi im engeren Sinne ist morphologische<br />

Markiertheit und Argumentveränderung, wobei jedoch die semantischen<br />

Argumente qualitativ wie quantitativ gleich bleiben. Hierher gehört<br />

vor allem das Passiv im traditionellen Sinne, das mindestens die<br />

Entfernung des Agens aus dem Subjekt impliziert. Es bleibt dabei zwar als<br />

semantisches Argument erhalten, kann jedoch in den meisten Sprachen<br />

keine syntaktische Funktion besetzen. In einigen anderen Sprachen, so auch<br />

im <strong>Deutsche</strong>n, kann es mit einer adverbialen Funktion verknüpft werden,<br />

z. B.: Er wurde von einem Grizzlybären aufgefressen.<br />

Im häufigsten Fall wird die Subjektstelle nach Entfernung des Agens von<br />

einem anderen Partizipanten eingenommen, typischerweise vom Patiens.<br />

Dieses subjekthaltige Passiv wird oft auch als „persönliches“ Passiv bezeichnet.<br />

In manchen Sprachen existieren zusätzlich auch noch andere Möglichkeiten,<br />

so etwa ein Rezipientenpassiv (vgl. Siewierska 1984: 30). Ein solches<br />

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