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Deutsche_Grammatik_Elke_Hentschel.pdf

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Präteritum<br />

umgelauteten Stammvokal. Im Indikativ des Präteritums ist der Stammvokal<br />

jeweils die nicht umgelautete Entsprechung (dürfen – durfte, können –<br />

konnte, mögen – mochte, müssen – musste; bei mögen zusätzlich Konsonantenwechsel).<br />

Zu den Präteritopräsentia gehört ferner auch das Vollverb wissen. Anders<br />

als die Modalverben hat wissen im Präteritum einen vom Präsens verschiedenen<br />

Stammvokal (wissen – wusste).<br />

Hilfsverben<br />

Das Hilfsverb sein hat im Präteritum den Suppletivstamm war. Das Hilfsverb<br />

werden gehört, wie die starken Verben, zu den ablautenden Verben,<br />

weist jedoch gewisse Unregelmäßigkeiten auf. Der Präteritumstamm endet,<br />

anders als bei den starken Verben, auf e (wurde-, wurde-st, wurde-n, wurde-t).<br />

Das Hilfsverb haben gehört zu den schwach flektierten Verben, weist aber<br />

ebenfalls gewisse Unregelmäßigkeiten auf. Der Stammvokal des Präteritums<br />

ist kurz (gegenüber teilweise langem a im Präsens), das stammauslautende b<br />

des Präsensstammes ist im Präteritum mit dem Suffix te assimiliert, geschrieben<br />

werden die Präteritumformen mit tt.<br />

Präteritumschwund<br />

In der gesprochenen Sprache scheint das Präteritum langsam zu schwinden,<br />

es wird zunehmend durch das Perfekt ersetzt. In den oberdeutschen Dialekten<br />

(alemannisch-schwäbisch, bairisch-österreichisch) war dieser Schwund<br />

bereits Ende des 16. Jahrhunderts weitgehend vollzogen (vgl. Lindgren<br />

1957). Im Schweizerdeutschen sind keinerlei Spuren des Präteritums erhalten<br />

(Jörg 1976: 183), im Bairisch-Österreichischen existiert nur noch das<br />

Präteritum des Hilfsverbs sein. Nach Lindgren (1957: 44) verläuft die sog.<br />

Präteritumschwundlinie, südlich derer das Präteritum in den Dialekten<br />

nicht vorkommt, von Trier über Frankfurt nach Plauen, doch ist es wahrscheinlich,<br />

dass diese Linie heute weiter nördlich anzusetzen ist.<br />

Über die Ursachen für den oberdeutschen Präteritumschwund gibt es<br />

eine Reihe von Vermutungen. Eine häufig vertretene Erklärung ist, dass im<br />

Oberdeutschen auslautendes Schwa apokopiert wurde, was zu einem lautlichen<br />

Zusammenfall von Präsens- und Präteritumformen bei den schwachen<br />

Verben geführt hat. Schon Lindgren (1957: 120) weist allerdings darauf hin,<br />

dass dieser Zusammenfall lediglich die 3. Person Singular betroffen hat (er<br />

sagt vs. er sagt’). Andere Thesen nennen die Doppeldeutigkeit der Präteritalformen<br />

der schwachen Verben, bei denen sich Indikativ und Konjunktiv<br />

nicht unterscheiden lassen; eine allgemeine Tendenz zur Reduktion von For-<br />

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