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Deutsche_Grammatik_Elke_Hentschel.pdf

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Objekt<br />

einen Fisch. Das, was übergeben wird (hier: einen Fisch) wird mit T (für engl.<br />

theme) bezeichnet; für den Empfänger oder Rezipienten (hier: dem Pinguin)<br />

steht ein G (für engl. goal). Je nachdem, wie die verschiedenen Rollen A, P, T<br />

und G in einer Sprache ausgedrückt werden, kann man verschiedene Sprachtypen<br />

unterscheiden und weist den Objekten verschiedene Bezeichnungen<br />

zu. Wenn eine Sprache, wie das <strong>Deutsche</strong> es tut, beim Auftreten von zwei<br />

Objekten für T denselben Kasus wählt, den sie bei nur einem Objekt für P<br />

verwendet (nämlich den Akkusativ), aber für G einen eigenen Kasus vorsieht<br />

(nämlich den Dativ), dann spricht man von einer Unterscheidung in direkte<br />

(T/P) und indirekte (G) Objekte. Es gibt aber auch Sprachen, die eine Kombination<br />

von G und P vornehmen und dafür einen gemeinsamen Kasus wählen;<br />

dann spricht man von einem primären (G/P) und einem sekundären (T)<br />

Objekt (vgl. Croft 2006: 152).<br />

Bedeutung<br />

Das direkte Objekt stellt im prototypischen Fall das Patiens (von lat. pati<br />

‚leiden‘) dar, also das Ziel der Handlung, das den im Verb ausgedrückten<br />

Vorgang „erleidet“. Es kann sowohl belebt als auch unbelebt sein. Das indirekte<br />

Objekt hingegen bezeichnet im prototypischen Fall etwas Belebtes,<br />

dem die semantische Rolle des Empfängers (Rezipient), des Nutznießers<br />

(Benefizient) oder derjenigen Person zukommt, zu deren Nachteil sich die<br />

im Verb ausgedrückte Handlung vollzieht (Malefizient). Seine syntaktische<br />

Bindung an das Verb ist schwächer als die des direkten Objekts. Das hat zur<br />

Folge, dass direkte Objekte, wenn sie durch Pronomina ausgedrückt werden,<br />

immer direkt beim Verb stehen: Aus Ich habe dem Pinguin den Fisch gegeben<br />

wird Ich habe ihn ihm gegeben (nicht: *Ich habe ihm ihn gegeben).<br />

Über diese grundlegende Unterscheidung hinaus finden sich oft auch<br />

noch weitergehende Einteilungen. So werden etwa gelegentlich affizierte<br />

und effizierte Objekte unterschieden. Während das affizierte Objekt unabhängig<br />

von der Verbhandlung existiert, von der es betroffen ist (z. B. Sie liest<br />

ein Buch) und durch die es möglicherweise auch verändert wird (etwa: Sie<br />

korrigiert den Text), wird das effizierte Objekt überhaupt erst durch die<br />

Verbhandlung geschaffen: Sie schreibt einen Brief. Eine weitere Unterscheidung<br />

betrifft den semantischen und sprachlichen Zusammenhang zwischen<br />

Verb und Objekt: Das kognate oder innere Objekt geht auf den gleichen<br />

Wortstamm wie das Verb zurück oder steht zumindest in einer sehr engen semantischen<br />

Beziehung zu diesem: den Schlaf des Gerechten schlafen, einen<br />

schrecklichen Tod sterben. In der Rhetorik spricht man in solchen Fällen auch<br />

von einer Figura etymologica.<br />

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