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Deutsche_Grammatik_Elke_Hentschel.pdf

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Wortbildung<br />

bezeichnet, sondern die Komposita bezeichnen Tiere, die jeweils im Besitz<br />

dieser körperlichen Merkmale sind.<br />

Anders als bei der expliziten Derivation, bei der die Wortbildung durch<br />

Affigierung erfolgt, liegt bei der Konversion kein explizites Affix vor. Bei der<br />

Konversion tritt ein Wortartwechsel (Transposition) auf, der ohne formale<br />

Veränderung der Basis bewirkt wird (vgl. Naumann 1985; Vogel 1996;<br />

Eschenlohr 1999). So ist etwa das Substantiv Schreiben in Ihr Schreiben vom<br />

10. des Monats durch Konversion aus dem Verb schreiben abgeleitet. Bei der<br />

syntaktischen Konversion wird eine Basis mitsamt ihrer Flexionsendung in<br />

eine andere Wortart umgesetzt, wie das typischerweise bei der Substantivierung<br />

eines Infinitivs (das Schreiben) der Fall ist. Bei der morphologischen<br />

Konversion (auch: paradigmatische Umsetzung) wird nur der Stamm in<br />

eine andere Wortart umgesetzt, so etwa: laufen – Lauf; tief – Tief (vgl. Eisenberg<br />

2006: 295). Wenn man annimmt, dass bei der Konversion starker Verben<br />

nicht nur die Infinitivstammform, sondern auch andere Formen (etwa<br />

griff zu greifen, gegangen zu gehen) zur Verfügung stehen, dann muss für Fälle<br />

wie greifen – Griff oder gehen – Gang keine eigene Wortbildungsart mehr angenommen<br />

werden (vgl. Duden 2005: 733f.). Traditionell wird diese Art der<br />

Wortbildung als implizite Ableitung bezeichnet. Im Gegenwartsdeutschen<br />

ist sie nicht mehr produktiv.<br />

Prinzipiell andere Funktionen als die anderen Wortbildungsarten erfüllt<br />

die Kurzwortbildung. Bei ihr entstehen Varianten zu einer Vollform, wobei<br />

es sich zunächst noch um die gleichen Lexikoneinheiten handelt. Erst mit<br />

zunehmendem Gebrauch verselbständigen sich Kurzwörter semantisch und<br />

können sich dann auch grammatisch von den Langformen unterscheiden<br />

(z. B. durch den s-Plural, vgl. Profs vs. Professoren).<br />

Bei der Kontamination (auch: Wortkreuzung) werden zwei Wörter zu<br />

einer Einheit verschmolzen. Anders als bei der Komposition werden die Ausgangseinheiten<br />

jedoch meistens gekürzt (deutsch + englisch → denglisch;<br />

Ost + Nostalgie → Ostalgie).<br />

Von Reduplikation spricht man, wenn ein komplexes Wort durch Wiederholung<br />

eines ganzen Wortes oder eines Wortteils entstanden ist, wobei im<br />

<strong>Deutsche</strong>n zusätzlich oft ein Wechsel der Vokale i und a zu beobachten ist:<br />

Schnickschnack, Wirrwarr, Zickzack. Als Wortbildungsart spielt Reduplikation<br />

im <strong>Deutsche</strong>n eine marginale Rolle; es gibt nur ca. 100 Bildungen dieser<br />

Art, die vielfach umgangssprachlich sind (plemplem, blabla).<br />

Verben wie schutzimpfen oder bauchreden, die auf den ersten Blick Komposita<br />

aus Substantiv und Verb zu sein scheinen, in Wirklichkeit jedoch von<br />

von einem zusammengesetzten Substantiv abgeleitet sind, stellen einen Fall<br />

von Rückbildung dar. Dabei wird das Suffix des Zweitglieds getilgt und<br />

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