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Deutsche_Grammatik_Elke_Hentschel.pdf

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u<br />

Tempus<br />

Tempus (das Tempus; Plural: Tempora; auch: Zeit; engl. tense; von lat.<br />

tempus ‚Zeit‘)<br />

Unter Tempus versteht man grammatikalisierte sprachliche Mittel zum Ausdruck<br />

zeitlicher Bezüge, also zum Ausdruck dessen, wann ein Ereignis stattfindet<br />

und in welcher Beziehung es zum Zeitpunkt eines anderen Ereignisses<br />

steht. Solche Angaben zur Zeit können natürlich auch durch Adverbien wie<br />

gestern oder heute erfolgen. Von einem Tempus spricht man aber nur, wenn<br />

morphologische (synthetische) oder morphosyntaktische (analytische) Veränderungen<br />

am Verb vorgenommen werden, um diese Bezüge auszudrücken.<br />

Im <strong>Deutsche</strong>n werden sowohl morphologische (z. B. wir gingen, ich<br />

lachte) als auch morphosyntaktische (z. B. wir sind gegangen, ich habe gelacht)<br />

Markierungen zum Ausdruck der Tempora genutzt. Traditionell unterscheidet<br />

man sechs Tempora, wobei Präsens und Präteritum synthetisch, Perfekt,<br />

Plusquamperfekt, Futur (Futur I) und Futur II analytisch gebildet werden:<br />

360<br />

Präsens: wir fliegen, ich träume<br />

Präteritum: wir flogen, ich träumte<br />

Perfekt: wir sind geflogen, ich habe geträumt<br />

Plusquamperfekt: wir waren geflogen, ich hatte geträumt<br />

Futur: wir werden fliegen, ich werde träumen<br />

Futur II: wir werden geflogen sein, ich werde geträumt haben<br />

Zusätzlich zu diesen Tempora werden neuerdings gelegentlich auch die<br />

Doppeltempora Doppelperfekt (ich bin eingeschlafen gewesen) und Doppelplusquamperfekt<br />

(ich hatte noch gar nicht geschlafen gehabt) angeführt, die im<br />

ganzen Sprachgebiet vorkommen, aber nach geltender Norm nicht als<br />

schriftsprachlich korrekt angesehen werden (vgl. Eroms 2009; Rödel 2007).<br />

In einigen <strong>Grammatik</strong>en, so etwa bei Zifonun u. a. (1997: 1697, 1702,<br />

1709) und im Duden (2009: z. B. 504) werden die Formen des Hilfsverbs<br />

für die Bezeichnung der Tempora herangezogen, so dass statt von Perfekt<br />

von „Präsensperfekt“ die Rede ist (da das Hilfsverb in Fällen wie wir sind geflogen,<br />

ich habe geträumt im Präsens steht), statt von Plusquamperfekt von<br />

„Präteritumperfekt“ und statt von Futur II von „Futurperfekt“.<br />

Bei der Einteilung von Tempora kann man grundsätzlich zwischen absoluten<br />

und relativen Tempora unterscheiden. Üblicherweise wird ein absolutes<br />

Tempus so definiert, dass es das Ereignis oder den Ereigniszeitpunkt (E)<br />

in ein Verhältnis zum Sprechzeitpunkt (S) setzt (vgl. Comrie 2006). Das<br />

Tempus drückt also aus, dass E entweder vor, nach oder gleichzeitig mit S<br />

liegt. Bei einem relativen Tempus hingegen wird eine Beziehung zwischen<br />

dem Ereignis und einem gegebenen Bezugszeitpunkt (B; auch: Betrachtzeit)<br />

hergestellt. E liegt dann vor, nach oder zeitgleich mit B. Ein typisches

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