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Deutsche_Grammatik_Elke_Hentschel.pdf

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Subjekt<br />

nur ganz wenige Kasusmarkierungen kennen, beispielsweise im Englischen<br />

(vgl. A fox bit the dog vs. The dog bit a fox).<br />

Da es im Standardfall die Aufgabe des Subjekts ist, das Agens auszudrücken,<br />

wird es typischerweise durch ein Substantiv oder ein Personalpronomen<br />

repräsentiert: Das Pferd scheut. Es hat sich erschrocken. Ein Substantiv,<br />

das im Subjekt steht, kann dabei weitere Elemente wie z. B. Adjektive bei<br />

sich haben. Wenn einzelnen Subjektteilen Nebensätze untergeordnet sind,<br />

bilden diese ebenfalls Teile des Subjekts: Die Taube, die dort im Mauerloch<br />

sitzt, ist wohl am Brüten.<br />

Aber auch andere Wortarten können das Subjekt bilden, so etwa:<br />

x substantivierte Infinitive: Reden ist Silber, Schweigen ist Gold.<br />

x erweiterte Infinitive: In so einer Situation zu handeln, verlangt Mut.<br />

x Adjektive: Rot signalisiert Gefahr.<br />

x Numeralia: Drei sind einer zu viel.<br />

Alle anderen Wortarten können ebenfalls als Subjekt in Erscheinung treten,<br />

aber nur in metasprachlicher Funktion: Nein ist ihr Lieblingswort.<br />

Auch vollständige Sätze können als Subjekt auftreten. Sie werden typischerweise<br />

durch die Konjunktionen dass oder ob oder aber durch ein Interrogativpronomen<br />

eingeleitet: Dass er nicht gekommen ist, ärgert mich sehr; Ob er<br />

kommt oder nicht, spielt keine Rolle; Was er gesagt hat, hat niemand verstanden.<br />

Wenn eine Sprache Kongruenz aufweist, d. h. wenn Merkmale wie Kasus,<br />

Numerus oder Person parallel an verschiedenen Wörtern ausgedrückt werden,<br />

dann bestimmt das Subjekt Person und Numerus des finiten Verbs. Dies<br />

ist auch im <strong>Deutsche</strong>n der Fall: Du bist meine beste Freundin (2. Person Singular<br />

bei Subjekt und Finitum); Die Feuerwehrleute hörten den Alarm (3. Person<br />

Plural bei Subjekt und Finitum). Die Numeruskongruenz kann jedoch<br />

gelegentlich zugunsten einer semantischen Übereinstimmung aufgegeben<br />

werden: Die Mehrheit der Anwesenden waren (statt: war) nicht einverstanden.<br />

In so einem Fall spricht man von constructio ad sensum (lat.: ‚Konstruktion<br />

nach dem Sinn‘). Auch die Personalkongruenz wird nach dem Sinn vollzogen,<br />

wenn mehrere Pronomina im Subjekt stehen: Er und ich sind uns einig.<br />

Das Subjekt ist nicht immer ein obligatorischer Bestandteil des Satzes,<br />

sondern kann in einigen Fällen auch wegfallen. Dies ist beispielsweise beim<br />

sog. unpersönlichen Passiv der Fall, also bei einem Passiv, bei dem nicht das<br />

Akkusativobjekt eines zugrunde liegenden Aktivsatzes in das Subjekt des<br />

Passivsatzes umgewandelt wird. Hier erscheint als Subjekt nur das unpersönliche,<br />

inhaltsleere Pronomen es, und auch dies nur, wenn das Vorfeld – die<br />

Stelle am Anfang des Satzes vor dem finiten Verb – nicht durch ein anderes<br />

Satzglied besetzt wird:<br />

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