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Deutsche_Grammatik_Elke_Hentschel.pdf

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Prädikativum<br />

leer (sein) oder haben nur eine sehr schwache Bedeutung (bleiben, werden).<br />

Das finite Verb fungiert in erster Linie nur als Träger der morphologischen<br />

Markierung der Finitheit. Das Prädikat auf die Kopula oder kopulaähnliche<br />

Verben zu beschränken, ist daher nicht sinnvoll: erst zusammen mit dem<br />

Prädikativum als dem lexikalisch spezifizierten Element erhält es eine eigentliche<br />

Bedeutung. In manchen Sprachen, so etwa im Russischen, kann die<br />

Kopula sogar ganz fehlen, so dass das Prädikativum alleine das Prädikat bildet.<br />

Im <strong>Deutsche</strong>n ist das Kopulaverb allerdings obligatorisch, vgl. z.B. Er ist<br />

groß vs. *Er groß.<br />

Form und Funktion<br />

Zifonun u. a. (1997: 1106) bezeichnen Prädikativa als formal äußerst heterogen,<br />

semantisch sind sie aber recht gut zu beschreiben. Das Prädikativum<br />

kann in folgender Weise realisiert werden:<br />

x Substantiv oder Pronomen bzw. Nominalphrase: Katja ist Fernsehmoderatorin;<br />

Ich bin es; Sie nannte ihn einen Feigling. Oft werden die entsprechenden<br />

Kasus dann auch explizit als „prädikativer Nominativ“ (auch:<br />

Gleichsetzungsnominativ) und „prädikativer Akkusativ“ (auch: Gleichsetzungsakkusativ)<br />

bezeichnet. Seltener findet man das Prädikativum<br />

auch in anderen Kasus, so z. B. als Genitivkonstruktion in einigen festen<br />

Wendungen wie Die Kinder sind guten Mutes; Er war anderer Meinung.<br />

x Adjektiv bzw. Adjektivphrase: Meine Eltern sind sehr optimistisch und offen;<br />

Otto findet das Bild hässlich. Das prädikative Adjektiv wird gelegentlich<br />

auch Prädikatsadjektiv genannt.<br />

x Adverb bzw. Adverbphrase: Ich bin hier; Unser Versuch war vergebens und<br />

sinnlos.<br />

x Präpositionalphrase: Das Rinnsal wurde zu einem reißenden Strom; Diese<br />

Aufgabe ist von Bedeutung.<br />

x Konjunktionalphrase: Er wird als Genie bezeichnet; Marla ist wie meine<br />

Schwester.<br />

x Nebensatz: Er wurde nie, was er eigentlich immer hatte werden wollen; Das<br />

Gefühl war, als stürzte ich einen Abgrund.<br />

Das Prädikativum wird zwar gelegentlich auch als ein selbständiges Satzglied<br />

angesehen, es ist als Prädikatsteil im <strong>Deutsche</strong>n aber dem Prädikat untergeordnet.<br />

Da beim Subjektsprädikativum, also etwa im Beispielsatz Willi ist ein<br />

Faulpelz, das Subjekt Willi und das Prädikativum Faulpelz dieselbe Person<br />

bezeichnen (mit anderen Worten: referenzidentisch sind), kann es im Ein-<br />

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