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Deutsche_Grammatik_Elke_Hentschel.pdf

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Genus Verbi<br />

Rezipientenpassiv liegt auch in der deutschen Fügung Ich bekam von meinen<br />

Eltern ein Auto geschenkt (← meine Eltern schenkten mir ein Auto) vor.<br />

Neben dem subjekthaltigen persönlichen Passiv gibt es außerdem ein<br />

sog. unpersönliches Passiv. Es wird normalerweise als subjektlose Konstruktion<br />

definiert, d. h. das Agens wird in diesen Fällen aus dem Subjekt entfernt,<br />

ohne dass die Leerstelle durch ein anderes semantisches Argument gefüllt<br />

wird. In den meisten Sprachen wird die Subjektfunktion deshalb<br />

getilgt. Im <strong>Deutsche</strong>n steht ein formales Element es, wenn das Vorfeld des<br />

Satzes nicht anderweitig besetzt ist: Es ist angerichtet! (vgl. aber: Im Esszimmer<br />

ist angerichtet!)<br />

Das unpersönliche Passiv kann von intransitiven Verben mit oder ohne<br />

Objekt gebildet werden (Es wurde viel gelacht; Dort wurde mir kompetent geholfen),<br />

aber auch von transitiven Verben mit (evtl. beibehaltenem) direktem<br />

Objekt (Abends wurde gespielt; Hier wird nicht Karten gespielt). Typologisch<br />

gesehen scheinen jedoch Intransitiva häufiger zu sein. Dabei gilt nach Kazenin<br />

(2001: 905), dass eine Sprache nur dann ein Passiv von transitiven Verben<br />

mit beibehaltenem direktem Objekt haben kann, wenn sie auch ein Passiv<br />

von Intransitiva ausgebildet hat. Außerdem impliziert das Vorhandensein<br />

eines unpersönlichen Passivs, dass ein persönliches Passiv in der jeweiligen<br />

Sprache existiert.<br />

Übereinzelsprachlich gesehen ist das unpersönliche Passiv seltener als<br />

das persönliche. Unpersönliche Passive gibt es z. B. im Indo-Europäischen,<br />

Finno-Ugrischen, Altaischen, Dravidischen, Nilo-Saharischen, Uto-Aztekischen,<br />

dem Yuman und den Niger-Kongo-Sprachen (vgl. Siewierska 1984:<br />

93). In vielen Sprachen werden im persönlichen wie im unpersönlichen Passiv<br />

jeweils dieselben morphologischen Mittel verwendet, so etwa im <strong>Deutsche</strong>n,<br />

Niederländischen, Lateinischen, Altgriechischen, (Nord-)Russischen,<br />

Shona (Bantu) oder im Türkischen (vgl. Keenan 1985: 273).<br />

Im Gegensatz zum Passiv steht das Antipassiv, das für Ergativsprachen typisch<br />

ist. Dort ist es nicht wie beim Passiv das Agens, das aus seiner syntaktischen<br />

Funktion entfernt wird, sondern das Patiens. Entsprechend dem<br />

Agens in Nominativsprachen kann es weiter hinzugedacht werden, syntaktisch<br />

erhält es keine oder adverbiale Funktion.<br />

Passivfunktion<br />

Dadurch, dass beim Genus Verbi im weiteren Sinne die Partizipanten und<br />

damit die Proposition nicht gleich bleiben, wird im Grunde auch ein anderes<br />

Ereignis kodiert. Dagegen liegen bei Genus Verbi im engeren Sinne dieselben<br />

Partizipanten und damit nur eine andere Sichtweise auf dasselbe Ereig-<br />

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