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Deutsche_Grammatik_Elke_Hentschel.pdf

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Portemanteau-Morphem<br />

sowie im Süden des Sprachgebiets auch die Positionsverben liegen, stehen<br />

und sitzen ihr Plusquamperfekt mit sein.<br />

Neben dem „klassischen“ Plusquamperfekt existieren noch Doppelformen<br />

wie Das habe ich nicht gewusst gehabt sowie Das hatte ich nicht gewusst gehabt;<br />

man spricht dann von Doppelperfekt oder Doppelplusquamperfekt.<br />

Diese Formen sind sprachgeschichtlich schon sehr alt und können bereits im<br />

16. Jahrhundert als geläufig nachgewiesen werden (vgl. Eroms 2009: 79),<br />

und außer im <strong>Deutsche</strong>n gibt es sie auch in verschiedenen anderen Sprachen,<br />

so etwa im Französischen (sog. passé surcomposé; vgl. Grevisse 2008:<br />

1040–1042, 1096). In den Bereichen des Sprachgebiets, in denen das Präteritum<br />

in der mündlichen Sprache bereits vollständig abgebaut ist, bildet das<br />

Doppelperfekt die einzige Möglichkeit, die Bedeutung ‚Ereigniszeit vor Betrachtzeit<br />

vor Sprechzeit‘ auszudrücken, denn das Plusquamperfekt erfordert<br />

ja das Präteritum von haben oder sein. Obgleich das Doppelplusquamperfekt<br />

sogar bei Goethe zu finden ist (Mignon hatte sich versteckt gehabt; zitiert nach<br />

Eroms 2009: 72), ist die Akzeptanz der Doppelformen als „korrekte“ Formen<br />

des <strong>Deutsche</strong>n nach wie vor umstritten.<br />

Eroms, Hans-Werner (2009): „Doppelperfekt und Doppelplusquamperfekt“. In: <strong>Hentschel</strong>,<br />

<strong>Elke</strong>/Vogel, Petra M. (Hrsg.): <strong>Deutsche</strong> Morphologie. Berlin/New York, de Gruyter: 72–92.<br />

Grevisse, Maurice (2008): Le bon usage. Grammaire française. 14ème éd. Brüssel: de Boeck Duculot.<br />

<strong>Hentschel</strong>, <strong>Elke</strong>/Weydt, Harald (2003): Handbuch der deutschen <strong>Grammatik</strong>. Berlin/New York:<br />

de Gruyter.<br />

Velupillai, Viveka/<strong>Hentschel</strong>, <strong>Elke</strong> (2009): „Tempus“. In: <strong>Hentschel</strong>, <strong>Elke</strong>/Vogel, Petra M.<br />

(Hrsg.): <strong>Deutsche</strong> Morphologie. Berlin/New York, de Gruyter: 425–440.<br />

[EH]<br />

Polysemie (engl. polysemy; von griech. polys ‚viel‘, sēma ‚Zeichen‘),<br />

Polysem<br />

Polysemie liegt vor, wenn ein Wort mehrere Bedeutungen hat, die aber nicht<br />

zufällig, sondern voneinander abgeleitet sind. So haben etwa die verschiedenen<br />

Bedeutungen des Wortes Läufer (‚Person, die läuft‘; ‚Teppich, über den<br />

man läuft‘; ‚Figur im Schachspiel‘ usw.) alle etwas miteinander zu tun, das<br />

Wort bezeichnet aber jeweils ganz unterschiedliche Dinge.<br />

[EH]<br />

Portemanteau-Morphem (frz. portemanteau ‚Kleiderständer‘)<br />

Portemanteau-Morphem ist die Bezeichnung für ein Morphem, das mehrere,<br />

sonst getrennt realisierte Bedeutungselemente in sich vereint, so etwa<br />

franz. du aus de le. <strong>Deutsche</strong> Beispiele wie zum (aus zu dem) oder fürs (aus für<br />

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