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Deutsche_Grammatik_Elke_Hentschel.pdf

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Syntax<br />

ausgedrückt wird): Der Mann beißt den Hund; Der Hund beißt den Mann.<br />

Diese Kasusmarkierung ist stärker als die Wortstellung, denn nun kann man<br />

die Reihenfolge umkehren, ohne dass sich die Bedeutung verändert: Den<br />

Hund beißt der Mann; Den Mann beißt der Hund. Neben Kasusmarkierungen<br />

können in anderen Sprachen auch freie grammatische Morpheme verwendet<br />

werden, um eine syntaktische Relation auszudrücken. So wird etwa<br />

die Rolle des Empfängers (die sog. Rezipienten-Rolle) im <strong>Deutsche</strong>n durch<br />

einen Dativ markiert: Ich gebe das Buch meinem Freund. Im Französischen<br />

hingegen wird diese Rolle durch ein freies grammatisches Morphem, und<br />

zwar durch das Element à ausgedrückt: Je donne le livre à mon ami (vgl.<br />

hierzu <strong>Hentschel</strong> 2009).<br />

Die syntaktischen Zusammenhänge zwischen den einzelnen Bestandteilen<br />

eines Satzes oder eines sog. Syntagmas (einer syntaktischen Verbindung,<br />

die nicht unbedingt selbst ein Satz sein muss) sind zentral für das Verständnis<br />

einer Äußerung. Es gab daher seit der Antike Versuche, sie zu beschreiben<br />

und die Regeln aufzufinden, die ihnen zugrunde liegen. In der traditionellen<br />

<strong>Grammatik</strong> werden Sätze in folgende Bestandteile zerlegt: Subjekt,<br />

Prädikat (und Prädikativum), Objekt, Adverbialbestimmung, Attribut. Die<br />

Definition erfolgt dabei sowohl über morphologische als auch über semantische<br />

Merkmale. So ist das Subjekt ein Satzteil, der im Nominativ steht, und<br />

zugleich der Teil des Satzes, über den eine Aussage gemacht wird. Im prototypischen<br />

Fall enthält er zudem das Agens. Alle diese Bedingungen sind<br />

beim Subjekt der Hund im Satz Der Hund beißt den Mann erfüllt. Objekte<br />

stehen demgegenüber in einem sog. obliquen Kasus (in der traditionellen<br />

<strong>Grammatik</strong> sind dies alle Kasus außer dem Nominativ) und drücken das Ziel<br />

einer Handlung aus. Dies wiederum würde für den Mann im Satz Der Hund<br />

beißt den Mann zutreffen. Das Prädikat wird typischerweise durch ein Verb<br />

repräsentiert (im Beispielsatz also: beißt). Bei sog. Kopulaverben, die eine<br />

Gleichsetzung zwischen dem Subjekt und etwas anderem ausdrücken und<br />

die daher das Prädikat nicht alleine bilden können, käme noch das Prädikativum<br />

hinzu. Dies wären Fälle wie Der Hund ist bissig oder Der Hund ist ein<br />

Rottweiler. Die Adverbialbestimmung drückt die näheren Umstände des Geschehens<br />

wie Ort, Zeit, Grund usw. aus: Der Hund beißt den Mann aus Angst.<br />

Attribute schließlich sind unselbständige Satzteile, die an andere Teile des<br />

Satzes angefügt werden, um sie näher zu beschreiben: Der tollwütige Hund<br />

beißt den Mann.<br />

Moderne Syntaxmodelle, von denen es sehr viele verschiedene gibt,<br />

sind meist eher formaler Natur. Im deutschen Sprachraum besonders weit<br />

verbreitet ist das Modell der Dependenzgrammatik, das ursprünglich auf<br />

den französischen Linguisten Lucien Tesnière (1893–1954) zurückgeht.<br />

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