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Deutsche_Grammatik_Elke_Hentschel.pdf

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Modalität<br />

Behauptung auszuweisen (Er soll gedopt gewesen sein). Auch wenn die evidentielle<br />

nicht unter die epistemische Modalität subsumiert wird, wird sie in<br />

einen engen Zusammenhang mit ihr gestellt. So fasst Palmer (2001: 8) beide<br />

unter dem Begriff propositional modality zusammen. Der Zusammenhang<br />

besteht darin, dass man zum Ausdruck bringt, dass die Aussage nicht auf<br />

eigenem sicherem Wissen beruht.<br />

Wenn ausgedrückt wird, dass jemand in der Lage ist, die Handlung des<br />

Satzes auszuführen, spricht man von dynamischer Modalität:<br />

182<br />

Sie kann Situationen schnell analysieren.<br />

Die Vorlesung fällt aus, wir können uns schon früher treffen.<br />

Sogar im Sommer kann es schneien.<br />

Die Bedeutungen des Modalverbs können in diesen Beispielen lassen sich danach<br />

unterscheiden, ob die Fähigkeit im Bereich der handelnden Person<br />

selbst liegt (Sie kann Situationen schnell analysieren) oder ob sie von außen ermöglicht<br />

wird (wir können uns schon früher treffen). Nuyts (2006: 3f.) nennt<br />

die erste Variante participant-inherent dynamic und die zweite participant-imposed<br />

dynamic. Wenn können wie im dritten Beispiel (Sogar im Sommer kann es<br />

schneien) in Sätzen ohne Agens auftritt, spricht er von situational dynamic.<br />

Während der Status der epistemischen Modalität in der Forschung unumstritten<br />

ist, wirft die übrige Einteilung verschiedene Probleme auf, so dass<br />

der epistemischen oft einfach eine nicht-epistemische Modalität gegenübergestellt<br />

wird. In englischsprachigen Arbeiten wird häufig unter Bezugnahme<br />

auf Coates (1983) der Begriff root modality zur Bezeichnung der nicht-epistemischen<br />

Modalität verwendet. Mit dem Begriff root (‚Wurzel‘) wird zum<br />

Ausdruck gebracht, dass dieser Typ von Modalität als grundlegend und gegenüber<br />

der epistemischen Modalität als vorgängig angesehen wird. Die Zusammenfassung<br />

zur root modality findet sich auch bei Palmer (2001: 8), der<br />

diesen Typ dann jedoch als event modality bezeichnet.<br />

Eine andere Möglichkeit, das Feld zu gliedern, wurde von Bybee u. a.<br />

(1994: 177–181) vorgeschlagen. Sie sprechen von agens-orientierter Modalität,<br />

wenn Bedingungen für die Ausführung der Handlung thematisiert<br />

werden, die für den Handlungsträger gelten. Das trifft z. B. für Verpflichtung,<br />

Notwendigkeit und Erlaubnis zu, aber auch für Wünsche oder Fähigkeiten.<br />

Dem steht die sprecher-orientierte Modalität gegenüber, die etwa<br />

bei Aufforderungen, Ermahnungen oder in Wunschsätzen vorliegt. Neben<br />

der epistemischen Modalität werden schließlich zusätzlich noch syntaktisch<br />

motivierte subordinierende Modi (subordinating moods) für Nebensätze angenommen.<br />

Hierher gehört z. B. der Subjunktiv, der an bestimmte syntaktische<br />

Bedingungen gebunden ist.

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