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Deutsche_Grammatik_Elke_Hentschel.pdf

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Silbe<br />

ist der Onset obligatorisch (z. B. Arabisch), im <strong>Deutsche</strong>n darf er auch fehlen<br />

(z. B. Bau.er). Die Koda ist in den meisten Fällen fakultativ (so auch im<br />

<strong>Deutsche</strong>n, z. B. wo vs. Wort) oder kommt gar nicht vor (z. B. Hawaianisch,<br />

alle Silben enden auf Vokal). Auch die Anzahl der Konsonanten, welche an<br />

den Silbenrändern vorkommen dürfen, ist von Sprache zu Sprache unterschiedlich.<br />

Die prototypische Silbenstruktur ist die Kombination eines Konsonanten<br />

(C) im Onset und eines Vokals (V) im Kern: CV. Diese Silbenstruktur<br />

ist in allen Sprachen möglich. Weitere Strukturen sind etwa CVC,<br />

CCVC, CVCC, usw. Im Polnischen, der Sprache mit den längsten Konsonantenkombinationen,<br />

ist beispielsweise eine Clusterung von fünf Konsonanten<br />

am Wortende möglich: VCCCCC nast˛epstw [nastεmpstf] ‚Folge<br />

(Gen.Pl.)‘ (vgl. Sawicka 2009: 57). Aber auch im <strong>Deutsche</strong>n können mehrere<br />

Konsonanten in der Koda vorkommen (z. B. CVCCCC Herbst). Wenn<br />

in einer Sprache vier Konsonanten in Folge am Silbenrand auftreten können,<br />

dann sind auch drei, zwei und ein Konsonant möglich.<br />

Innerhalb des Onsets richtet sich im <strong>Deutsche</strong>n die Reihenfolge der vorkommenden<br />

Konsonanten meist aufsteigend nach der Sonoritätshierarchie<br />

(vgl. Vennemann 1986: 12; Sievers 1901: 198–207). Plosive haben beispielsweise<br />

eine geringere Sonorität (= Schallfülle) als Liquide, weshalb eine Abfolge<br />

Pr vorkommt, Rp aber nicht. In der Koda gilt die Regel vice-versa: ein<br />

Silbenauslaut kl ist nicht möglich, lk hingegen schon. Zu Beginn einer Silbe<br />

steigt also der Sonoritätsgrad bis hin zum Silbenkern, wo er normalerweise<br />

in einem Vokal am höchsten ist, bevor er zum Silbenende hin wieder abnimmt.<br />

Damit können innerhalb eines Lautstroms die Stellen mit der geringsten<br />

Sonorität als Silbengrenzen angenommen werden. Die im <strong>Deutsche</strong>n<br />

und einigen anderen Sprachen übliche Auslautverhärtung betrifft alle<br />

Konsonanten in der Koda (z. B. /ja�kt/ ‚Jagd‘). Die zulässigen Silbenstrukturen,<br />

d. h. die möglichen Konsonanten- und Vokalverbindungen einer Sprache<br />

werden in der Phonotaktik behandelt.<br />

Je nachdem, ob eine Silbe auf einen Konsonanten endet (also mit Koda)<br />

oder auf einen Vokal, spricht man von geschlossenen bzw. offenen Silben.<br />

Fehlt in einer Silbe der Onset, heißt sie nackte Silbe; eine Silbe mit Konsonant<br />

im Anlaut ist eine bedeckte Silbe. Außerdem lässt sich zwischen unbetonten<br />

Nebensilben und betonten Tonsilben unterscheiden. Der Wechsel<br />

zwischen betonten und unbetonten Silben sowie der Verlauf der Tonhöhe ist<br />

in einigen Sprachen bedeutungsunterscheidend. Im <strong>Deutsche</strong>n und ähnlichen<br />

Sprachen können Betonungen variiert werden und es konstituiert sich<br />

daraus z. B. das Metrum einer Dichtung oder eine pragmatische Differenzierung.<br />

Eine alternative Darstellung zum obengenannten Konstituentenmodell<br />

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