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Deutsche_Grammatik_Elke_Hentschel.pdf

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Absentiv<br />

Duden (2009): Die <strong>Grammatik</strong>. 8., überarb. Aufl., hrsg. von der Dudenredaktion. Mannheim/<br />

Wien/Zürich: Dudenverlag. (= Duden 4).<br />

Helbig, Gerhard/Buscha, Joachim (2007): <strong>Deutsche</strong> <strong>Grammatik</strong>. Ein Handbuch für den Ausländerunterricht.<br />

6. Nachdruck. Berlin usw.: Langenscheidt.<br />

<strong>Hentschel</strong>, <strong>Elke</strong>/Weydt, Harald (2003): Handbuch der deutschen <strong>Grammatik</strong>. 3., völlig neu bearb.<br />

Aufl. Berlin/New York: de Gruyter.<br />

[BS]<br />

Absentiv (engl. absentive; von lat. absens ‚abwesend‘)<br />

Beim Absentiv (Terminus nach de Groot 2000) handelt es sich um eine morphosyntaktische<br />

Verbform wie in Wir sind dann mal essen oder Kai ist joggen,<br />

mit der die Abwesenheit der im Subjekt kodierten Person ausgedrückt wird.<br />

Er zeichnet sich durch die folgenden grundsätzlichen Eigenschaften aus:<br />

x Er enthält das Verb ‚sein‘ sowie zusätzlich ein Handlungsverb, wobei das<br />

Subjekt mit ‚sein‘ kongruiert.<br />

x Er enthält keine Elemente wie weg, (weg)gegangen und Ähnliches, die mit<br />

lexikalischen Mitteln Abwesenheit ausdrücken.<br />

Die Bedeutung des Absentivs besteht darin, die im Subjekt ausgedrückte<br />

Person X als von einem durch den Kontext gegebenen Ort, dem sog. deiktischen<br />

Zentrum, entfernt zu lokalisieren. Der Grund für diese Abwesenheit<br />

besteht in der Tätigkeit, die im Handlungsverb ausgedrückt wird (in den<br />

obigen Beispielen: essen, joggen). Zusätzlich wird dabei angenommen, dass X<br />

nach einer der Tätigkeit angemessenen zeitlichen Abwesenheit wieder zurückkehrt<br />

sowie dass es sich um eine Tätigkeit handelt, die regelmäßig<br />

durchgeführt wird (z. B. als Hobby). Die Konstruktion gehört vor allem der<br />

gesprochenen Sprache an und wird daher in <strong>Grammatik</strong>en des <strong>Deutsche</strong>n<br />

nur selten erwähnt. Der einzige Hinweis dazu findet sich im Duden (2009:<br />

427, unter Bezug auf Krause 2002).<br />

Der Absentiv tritt nicht nur im <strong>Deutsche</strong>n auf, sondern konnte in 26 der<br />

36 europäischen Amtssprachen nachgewiesen werden (vgl. Vogel 2007), darunter<br />

auch solche wie Ungarisch, die nicht zur ide. Sprachfamilie gehören.<br />

Man unterscheidet dabei Sprachen mit einem Teil- von solchen mit einem<br />

Vollabsentiv: Beim Vollabsentiv kann ‚sein‘ auch im Präsens auftreten, in<br />

Sprachen mit Teilabsentiv kommt es hingegen nur in einem oder mehreren<br />

Vergangenheitstempora vor. Über die Gründe für das Entstehen der Form<br />

gibt es verschiedene Annahmen; am wahrscheinlichsten ist es, dass ‚sein‘ an<br />

die Stelle eines Verbs ‚(weg)gehen‘ tritt: sie geht essen → sie ist essen (vgl.<br />

hierzu ausführlicher Vogel 2009: 11–13).<br />

Duden (2009): Die <strong>Grammatik</strong>. 8., überarb. Aufl., hrsg. von der Dudenredaktion. Mannheim/<br />

Wien/Zürich: Dudenverlag. (= Duden 4).<br />

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