05.12.2012 Aufrufe

Deutsche_Grammatik_Elke_Hentschel.pdf

Deutsche_Grammatik_Elke_Hentschel.pdf

Deutsche_Grammatik_Elke_Hentschel.pdf

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Wortstellung<br />

Im Vorfeld kann ein Subjekt, ein Objekt oder eine Adverbialbestimmung<br />

stehen: Sie kommt erst nächsten Monat wieder; Den Mann hat der Hund vor<br />

einigen Wochen gebissen; Meiner Meinung nach ist ihm nicht mehr zu helfen. In<br />

seltenen Fällen kommen auch Prädikativa und Partizipien (als Teile des Prädikats)<br />

in dieser Position vor: Sympathisch ist sie mir überhaupt nicht; Versprochen<br />

hab ich es dir ja nie. Da das Subjekt der häufigste Fall der Vorfeldbesetzung<br />

ist, spricht man bei einer Umstellung des Subjekts in das Mittelfeld<br />

auch von einer Inversion.<br />

Da normalerweise die nicht-finiten Prädikatsteile am Ende des Satzes stehen,<br />

entsteht das Nachfeld nur, wenn die rechte Satzklammer von ihrer üblichen<br />

Position am Satzende nach vorne verschoben wird und verschiedene<br />

Satzglieder hinter sie gesetzt werden, z. B. in letzter Zeit in Der Sozialstaat<br />

wird zunehmend diskutiert in letzter Zeit. Dieses Phänomen wird als Ausklammerung<br />

bezeichnet. Das Nachfeld spielt im Vergleich zum Mittelfeld<br />

und Vorfeld eine untergeordnete Rolle. Die Tendenz zur Ausklammerung ist<br />

besonders in mündlichen Alltagsgesprächen, aber auch zunehmend in der<br />

geschriebenen Sprache zu beobachten. Hier werden vor allem Nebensätze<br />

und Infinitive ausgeklammert, um das Leseverständnis zu erleichtern: Ich<br />

habe den Film nicht gesehen, über den ihr gestern Abend so ausführlich diskutiert<br />

habt (statt: Ich habe den Film, über den ihr gestern Abend so ausführlich<br />

diskutiert habt, nicht gesehen); Ich habe angefangen, Italienisch zu lernen (statt:<br />

Ich habe Italienisch zu lernen angefangen).<br />

Während Vor- und Nachfeld nur jeweils durch ein einziges Satzglied besetzt<br />

sind, ist das Mittelfeld komplexer. Es setzt sich in der Regel aus mehreren<br />

Satzgliedern zusammen, und die Reihenfolge hier unterliegt nicht nur<br />

grammatischen Regeln, sondern auch denen der Pragmatik. Im Mittelfeld<br />

können verschiedene Satzteile wie z. B. Subjekt, Objekt, Adverbialbestimmung<br />

auftreten, deren Reihenfolge zwar grundsätzlich frei, aber nicht beliebig,<br />

sondern von zahlreichen Faktoren abhängig ist. Zu den ausschlaggebenden<br />

Faktoren gehören die Wortart (Pronomen vor Substantiv), Kasus (z. B.<br />

Nominativ vor Akkusativ, Dativ vor Akkusativ), Definitheit (definit vor indefinit),<br />

Belebtheit (belebt vor unbelebt), semantische Typen von Adverbialen<br />

(z. B. temporal vor kausal vor modal vor lokal) sowie die inhaltliche Gliederung<br />

des Satzes: bereits Bekanntes steht vor neuen Informationen. Diese<br />

letztere Regel kann auch mit dem Schlagwort „Thema vor Rhema“ zusammengefasst<br />

werden.<br />

Die verbale Klammer mit der Endstellung der infiniten Prädikatsteile<br />

bleibt im Hauptsatz auch dann erhalten, wenn das Finitum nicht an zweiter,<br />

sondern an erster Stelle steht, wie dies bei Imperativsätzen (Komm mal bitte<br />

her!), Interrogativsätzen (Hast du ihm das Buch geschenkt?) sowie gelegentlich<br />

398

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!