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Deutsche_Grammatik_Elke_Hentschel.pdf

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Genus<br />

Genus (das Genus, Plural: Genera, auch: grammatisches Geschlecht; engl.<br />

gender; von lat. genus ‚Geschlecht‘)<br />

Unter Genus versteht man eine Kategorie des Substantivs, die fest mit ihm<br />

verbunden ist. Die meisten ide. Sprachen verfügen über zwei oder drei solcher<br />

Nominalklassen: das Maskulinum (von lat. masculinum ‚männlich‘),<br />

das Femininum (von lat. femininum ‚weiblich‘) und oft auch noch ein Neutrum<br />

(von lat. neutrum ‚keines von beiden‘). Bei den Bezeichnungen für<br />

Menschen und wichtige Nutztiere stimmt das natürliche Geschlecht, das<br />

man auch als Sexus bezeichnet, meist mit dem Genus überein: der Mann, der<br />

Vater, der Onkel vs. die Frau, die Mutter, die Tante; der Stier, der Hahn, der<br />

Hengst vs. die Kuh, die Henne, die Stute usw. Dies ist auch der Grund, warum<br />

die grammatischen Genera in Anlehnung an das natürliche Geschlecht benannt<br />

wurden. Um besser unterscheiden zu können, ob von Genus oder<br />

Sexus die Rede ist, wird heute meist das grammatische Geschlecht mit den<br />

lateinischen Bezeichnungen (maskulin, feminin, neutrum) und das natürliche<br />

mit den deutschen (männlich, weiblich, sächlich) benannt. Ob eine<br />

Sprache Genus hat oder nicht, erkennt man an der Kongruenz und/oder der<br />

pronominalen Wiederaufnahme, also daran, dass z. B. Adjektive, Artikel<br />

oder auch Pronomina jeweils eine ganz bestimmte Form annehmen müssen,<br />

um sich auf ein Substantiv zu beziehen: eine kluge Frau – sie; einØ kluger<br />

Mann – er.<br />

Normalerweise wird der Begriff Genus nicht (wie etwa bei Hellinger/<br />

Bußmann 2003: 5f.) ausschließlich für Nominalklassensysteme verwendet,<br />

deren semantischer Kern das natürliche Geschlecht ist, sondern auch auf<br />

Systeme angewandt, die z. B. Unterschiede wie ‚belebt‘/‚unbelebt‘ oder ‚vernunftbegabt‘/‚nicht<br />

vernunftbegabt‘ zur Grundlage haben. Während manche<br />

Sprachen strikt nach semantischen Kriterien kategorisieren (z. B. Tamil<br />

und viele australische Sprachen), gibt es auch Sprachen, die Genus vorwiegend<br />

nach morphologischen (Russisch) oder nach phonologischen Kriterien<br />

(Französisch) zuweisen (vgl. Corbett 1991: 8–65). Ebenso ist die Anzahl der<br />

Genera sehr unterschiedlich: Zum Beispiel können Bantu-Sprachen bis zu<br />

20 Genera aufweisen (vgl. ebd.: 44), während das <strong>Deutsche</strong> drei und die romanischen<br />

Sprachen nur zwei Genera (maskulin und feminin) kennen.<br />

Auch die festlandskandinavischen Sprachen haben zwei Genera, die jedoch<br />

anders verteilt sind: neutrum und nicht-neutrum (utrum). Das Englische<br />

wiederum hat die Genusmarkierung bei Attributen abgebaut, sie findet sich<br />

jedoch bei der pronominalen Wiederaufnahme: the man – he, the woman –<br />

she, the house – it. Auch zwischen Singular und Plural kann es Unterschiede<br />

geben. So werden im <strong>Deutsche</strong>n die drei Genera im Plural formal nicht<br />

mehr unterschieden.<br />

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