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Deutsche_Grammatik_Elke_Hentschel.pdf

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Wortbildung<br />

bildungsarten, von denen vor allem die Kurzwortbildung zunehmend an<br />

Bedeutung gewinnt, während Kontamination, Reduplikation oder Rückbildung<br />

nur in sehr beschränktem Maße auftreten. Je nachdem, welche Wortart<br />

den Ausgangspunkt für den Wortbildungsvorgang bildet, spricht man<br />

von einem Deverbativum (das Gebilde), einem Desubstantivum (bechern)<br />

oder einem Deadjektivum (Schönheit). Auch Derivate lassen sich in zwei<br />

sog. unmittelbare Konstituenten zerlegen, wobei die eine die andere grammatisch<br />

dominiert. So legt bei Derivaten wie freundlich oder Freundschaft<br />

das Suffix die Wortart des abgeleiteten Wortes fest.<br />

Bei der Komposition (auch: Zusammensetzung) werden Wortstämme<br />

oder Konfixe miteinander kombiniert, z. B. Zusammenarbeit, wasserdicht.<br />

Dadurch entstehen vor allem Substantive und Adjektive; andere Wortarten<br />

sind kaum vertreten. Komposita sind mit wenigen Ausnahmen (wie<br />

schwarz-rot-gold, das drei gleichberechtigte Bestandteile aufweist) immer<br />

aus zwei Bestandteilen, den unmittelbaren Konstituenten, zusammengesetzt.<br />

Dies gilt auch dann, wenn ein Kompositum mehr als zwei Elemente<br />

enthält. So ist z. B. Altpapierverwertung aus Altpapier und Verwertung zusammengesetzt,<br />

die ihrerseits aus den Elementen alt und Papier sowie ver-, Wert<br />

und -ung bestehen. Was die unmittelbaren Konstituenten eines Kompositums<br />

sind, kann mithilfe einer syntaktischen Paraphrase ermittelt werden:<br />

das komplexe Wort wird in einen Satz umformuliert, z. B. „Altpapierverwertung<br />

ist die Verwertung von Altpapier“ (und nicht: eine „alte Papierverwertung“).<br />

Komposita des <strong>Deutsche</strong>n sind normalerweise Determinativkomposita.<br />

Dabei bildet jeweils die rechte Konstituente das Determinatum (lat.: ‚Bestimmtes‘),<br />

das für die grammatischen und semantischen Merkmale des ganzen<br />

Kompositums verantwortlich ist. Das Bestimmungswort oder Determinans<br />

(lat.: ‚Bestimmendes‘) dagegen legt nur zusätzliche Merkmale fest: Eine<br />

Winterwanderung ist eine Wanderung, die im Winter stattfindet, Exklusivpreise<br />

sind exklusive Preise usw. Semantisch unterscheiden sich hiervon die<br />

sog. Kopulativkomposita (von lat. copulare ‚verknüpfen‘), bei denen beide<br />

Konstituenten gleichberechtigt sind. So bezeichnet schwarz-weiß nicht eine<br />

bestimmte Art von weiß, sondern schwarz und weiß zusammen. Besonders<br />

im substantivischen Bereich ist allerdings umstritten, ob Kopulativkomposita<br />

tatsächlich als eigener Typ neben den Determinativkomposita angesehen<br />

werden können (vgl. Breindl/Thurmair 1992), da stets auch eine Lesart als<br />

Determinativkompositum möglich ist (z. B. ist ein Radiowecker durchaus<br />

eine Art von Wecker). Possessivkomposita wie Rotkehlchen oder Langohr<br />

bilden ebenfalls eine Untergruppe der Determinativkomposita. Allerdings<br />

wird mit Rotkehlchen kein rotes Kehlchen und mit Langohr kein langes Ohr<br />

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