05.12.2012 Aufrufe

Deutsche_Grammatik_Elke_Hentschel.pdf

Deutsche_Grammatik_Elke_Hentschel.pdf

Deutsche_Grammatik_Elke_Hentschel.pdf

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Valenz<br />

schen irgendwo wohnen, sind Aussagen darüber im Normalfall nur sinnvoll,<br />

wenn man etwas über die näheren Umstände des Wohnens hinzufügt. In<br />

gleicher Weise legen auch Verben wie beispielsweise fahren oder dauern ergänzende<br />

Zusätze nahe, in denen das Fahrziel bzw. der zeitliche Umfang angegeben<br />

werden. Grundsätzlich umfasst der moderne Valenzbegriff nicht<br />

nur die Anzahl der gebundenen Elemente, sondern auch semantische Rollen,<br />

die ein Verb seinen Argumenten zuweist.<br />

Wenn auch Elemente zur Valenz hinzugerechnet werden sollen, die aus<br />

semantischen Gründen wahrscheinlich, aber nicht obligatorisch sind, können<br />

allerdings Abgrenzungsprobleme entstehen. Sollen etwa bei einem Verb<br />

wie fahren neben dem Fahrziel auch das Fahrzeug und der Ausgangspunkt<br />

der Fahrt mit aufgenommen werden, also etwa mit dem Zug und von Hamburg<br />

in Ich fahre mit dem Zug von Hamburg nach München? Letzteres ist etwa<br />

beim Valenzkonzept der <strong>Grammatik</strong> des Instituts für deutsche Sprache der<br />

Fall (vgl. Zifonun u. a. 1997: 1030–1120). Das Modell geht von morphosyntaktischen<br />

(sog. Formrelationen) sowie semantischen und pragmatischen<br />

Beziehungen (sog. Bedeutungsrelationen) aus, die bei der Valenz eines Verbs<br />

zusammenwirken. Dabei wird angenommen, dass diese verschiedenen Beziehungen<br />

im prototypischen Fall zu einem übereinstimmenden Ergebnis<br />

führen.<br />

Für die morphosyntaktischen Beziehungen, die in diesem Modell angesetzt<br />

werden, wird teilweise eine eigene Terminologie verwendet. So wird,<br />

wenn ein Element nicht weglassbar ist, von „Fixiertheit“ gesprochen. Unter<br />

Rektion wird wie sonst auch verstanden, dass der Valenzträger die äußere<br />

Form des regierten Elementes festlegt. Muss dabei eine bestimmte Präposition<br />

wie etwa an bei denken an verwendet werden, so ist von „Konstanz“ die<br />

Rede, und wenn dabei zugleich einer von zwei möglichen Kasus (bei an Dativ<br />

oder Akkusativ) ausgewählt und festgelegt wird, von „Kasustransfer“. Zusammenfassend<br />

kann gesagt werden, dass alle diese Merkmale die formale<br />

Bindung der von ihm regierten Elemente an den Valenzträger betreffen.<br />

Etwas schwieriger wird es naturgemäß bei den semantischen Beziehungen.<br />

Die <strong>Grammatik</strong> des Instituts für deutsche Sprache (Zifonun u. a. 1997)<br />

nennt hier mitverstandene Elemente (etwa in dem Sinne, in dem ein Verb<br />

wie trinken immer auch ein Getränk impliziert) sowie solche, die vom Valenzträger<br />

in den Vordergrund der Äußerung gerückt werden (so wird etwa<br />

bei schenken das Geschenk stärker in den Vordergrund gerückt als bei verschenken).<br />

Hinzu kommen Elemente, die der Verankerung des Geschehens<br />

im Kontext dienen, und schließlich solche, die in derselben Form auch andere<br />

syntaktische Funktionen erfüllen können. Um hier eine Unterscheidung<br />

zu ermöglichen, werden verschiedene Tests vorgeschlagen: Beim Re-<br />

376

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!