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Deutsche_Grammatik_Elke_Hentschel.pdf

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Thema-Rhema-Gliederung<br />

Elemente zwischen dem prototypischen thematischen und dem prototypischen<br />

rhematischen Element im Satz werden als „transition“ oder auch als<br />

„rest of rheme“ bezeichnet (vgl. Fries 1992: 478; Küper 1998: 221). So<br />

könnte man im Satz Sie schenkte ihm völlig überraschend eine Blume das Pronomen<br />

sie als zentrales thematisches Element und eine Blume als zentrales rhematisches<br />

Element bezeichnen, die Elemente dazwischen bilden einen Übergangsbereich<br />

mit zunehmendem Informationswert von links nach rechts.<br />

Prinzipiell wird angenommen, dass die Thema-Rhema-Gliederung mit<br />

bestimmten sprachlichen Mitteln korreliert. Wie bereits erwähnt, spielen für<br />

die Informationsstruktur Intonation und Wortstellung eine wichtige Rolle.<br />

Für das Englische gilt beispielsweise, dass das Thema im Normalfall jeweils<br />

am Satzanfang steht (vgl. Halliday 2004: 66). Für das <strong>Deutsche</strong> wird allgemein<br />

angenommen, dass das Thema im Satz normalerweise vor dem Rhema<br />

steht. Allerdings kann diese Reihenfolge auch umgekehrt werden, sofern das<br />

Rhema im Vorfeld (vor dem Finitum) steht und durch besondere Intonation<br />

hervorgehoben wird. Bei normaler Thema-Rhema-Gliederung bleibt das<br />

Vorfeld im <strong>Deutsche</strong>n hingegen unbetont. Es scheint ein universales Prinzip<br />

zu geben, demzufolge der Satzakzent jeweils auf dem Rhema liegt (vgl. Gundel<br />

1988: 230).<br />

Die Thema-Rhema-Gliederung wirkt sich im <strong>Deutsche</strong>n auch auf die<br />

Stellung von Adverbialbestimmungen und Abtönungspartikeln im Satz aus:<br />

beide müssen vor dem Rhema stehen (vgl. <strong>Hentschel</strong>/Weydt 2003: 443):<br />

366<br />

Sie hat wohl eine Panne (Rhema) gehabt.<br />

*Sie hat eine Panne wohl gehabt.<br />

Die Abtönungspartikel kann allerdings dann nach dem Rhema stehen, wenn<br />

das Rhema durch das finite Verb des Satzes gebildet wird wie in Sie mag ihn<br />

wohl nicht. Da die Abtönungspartikel normalerweise zwischen Thema und<br />

Rhema steht, lässt die Stellung der Partikel auch Rückschlüsse auf die Thema-Rhema-Gliederung<br />

zu:<br />

Die Arbeiten werden wohl in den nächsten Tagen abgeschlossen werden.<br />

Die Arbeiten werden in den nächsten Tagen wohl abgeschlossen werden.<br />

Nicht alle Sprachen nutzen die Wortstellung, um die Thema-Rhema-Gliederung<br />

sichtbar zu machen. So gibt es Sprachen wie z. B. das Japanische, in<br />

denen die Thema-Rhema-Gliederung morphologisch markiert wird (vgl.<br />

Küper 1998: 221).<br />

Syntaktisch spiegelt sich die Thema-Rhema-Gliederung darin, dass das<br />

Thema typischerweise durch das Subjekt ausgedrückt wird, eine Eigenheit,<br />

die man auch schon zur übereinzelsprachlichen Definition von Subjekten

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