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Deutsche_Grammatik_Elke_Hentschel.pdf

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Nominativ<br />

Kasus Nominativ. Dies ist die sprachübergreifend gültige Definition des Kasus<br />

(vgl. hierzu Comrie 2001: 111; Croft 2006: 143).<br />

Vereinfachend kann man aber auch sagen, dass der Nominativ der Kasus<br />

des Subjekts ist. Dabei bezeichnet das Subjekt im prototypischen Fall das<br />

sog. Agens, also die Person, von der die im Verb ausgedrückte Handlung<br />

ausgeführt wird: Das Baby weint; Ich singe ihm ein Schlaflied usw. Dieser<br />

Prototyp des Subjekts beinhaltet zugleich die Grundfunktion des Nominativs.<br />

Da Verben nicht immer Handlungen bezeichnen, kann der Subjektsnominativ<br />

auch andere Funktionen als die des Agens übernehmen, so etwa in<br />

ich friere. In einem Passivsatz kann er sogar das Patiens – also die von der<br />

Handlung betroffene Person (oder den Gegenstand) – ausdrücken, das im<br />

Aktivsatz im Akkusativ steht: Ich bin in den Finger gebissen worden (vgl. Aktiv:<br />

Der Hamster hat mich in den Finger gebissen).<br />

Neben seiner Grundfunktion kann der Nominativ ferner als Benennungskasus,<br />

als Kasus des Prädikativums und als Ersatz für den Vokativ auftreten.<br />

Funktion<br />

Obwohl die Grundfunktion des Nominativs darin besteht, das Subjekt zu<br />

kennzeichnen, wird in den meisten <strong>Grammatik</strong>en zuerst eine andere Funktion<br />

genannt, nämlich die des Benennungskasus. In vielen (wenngleich<br />

nicht in allen) Sprachen dient der Nominativ nämlich zugleich als Lexikoneintrag<br />

und er ist die Form, die gewählt wird, wenn man einen Gegenstand<br />

einfach nur benennt, etwa indem man darauf verweist: Schau mal, ein<br />

Sumpfreiher! In dieser Funktion steht der Nominativ außerhalb des syntaktischen<br />

Gefüges. Dasselbe gilt auch, wenn er als Ersatz für den im <strong>Deutsche</strong>n<br />

nicht erhaltenen Vokativ, den Kasus der Anrede, verwendet wird. Benennung<br />

und Anrede liegen semantisch nahe beieinander, so dass der Nominativ<br />

nicht nur im <strong>Deutsche</strong>n, sondern in den meisten ide. Sprachen den Vokativ<br />

ersetzt hat: Sehr geehrte Damen und Herren! Liebe Anwesende!<br />

Innerhalb von syntaktischen Gefügen kann der Nominativ außer dem<br />

Subjekt gelegentlich auch noch andere Teile des Satzes bezeichnen. Als sog.<br />

Gleichsetzungsnominativ, auch prädikativer Nominativ genannt, steht er<br />

nach Kopulaverben wie sein: Der alte Mann ist mein großes Vorbild. Er drückt<br />

dann die Gleichsetzung des Subjekts (hier: der alte Mann) mit dem Prädikativum<br />

(hier: mein großes Vorbild) aus.<br />

Auch bei Vergleichen mit als und wie wird der Nominativ gebraucht,<br />

wenn das Bezugselement im Nominativ steht: Er ist gesund wie ein Fisch im<br />

Wasser; Als Sängerin ist sie sehr bekannt. Die konkrete syntaktische Funktion<br />

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