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Deutsche_Grammatik_Elke_Hentschel.pdf

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Satzmodus<br />

Nachfragen in Reaktion auf Imperativ- oder Assertionssätze können sie jedoch<br />

auch die Form eines Verbzweitsatzes aufweisen (vgl. Oppenrieder<br />

1991: 248f.): Ich habe meine Schlüssel verloren. – Du hast deine Schlüssel verloren?<br />

Verbzweitstellung ist auch in Fragen möglich, die nicht direkt auf eine<br />

sprachliche Äußerung, sondern auf Folgerungen aus dem Kontext Bezug<br />

nehmen, so etwa die Frage Sie kommen aus der Schweiz? Dieser Satztyp wird<br />

auch als Intonationsfrage oder als Bestätigungsfrage bezeichnet. Aufgrund<br />

der formalen Ähnlichkeit mit Assertionssätzen ist allerdings strittig, ob bei<br />

diesem Satztyp vom Satzmodus Interrogativsatz gesprochen werden kann<br />

(vgl. <strong>Hentschel</strong>/Weydt 2003: 416).<br />

Zu den Entscheidungsfragen sind auch die Refrainfragen (auch: Vergewisserungsfragen;<br />

engl. tag questions, von engl. tag ‚Anhängsel‘) zu zählen.<br />

Diese werden gebildet, indem an einen Assertionssatz Elemente wie nicht,<br />

nicht wahr, oder oder regional gell, ne usw. angehängt werden: Das ist unglaublich<br />

spannend, nicht wahr?<br />

Alternativfragen werden aus zwei Entscheidungsfragen gebildet, die<br />

durch oder verbunden werden: Kommst du oder hast du schon was anderes vor?<br />

Auch Interrogativsätze, in denen Satzteile mit oder verbunden sind, werden<br />

als Alternativfragen bezeichnet, z. B.: Möchtest du lieber Kaffee oder Tee? Als<br />

Antwort auf Alternativfragen wird nicht ein ja oder nein, sondern die Wiederholung<br />

eines der beiden vorgegebenen Satzglieder erwartet.<br />

In Ergänzungsfragen oder Bestimmungsfragen wird im Unterschied zu<br />

den Entscheidungsfragen nicht die Proposition als unsicher dargestellt, sondern<br />

nur ein Teil davon als unbekannt markiert. Normalerweise wird mit einem<br />

Interrogativum wie wer, wo usw. danach gefragt, z. B. in Wer kommt alles<br />

mit? Wo findet das Konzert statt?, weshalb solche Fragen auch w-Fragen<br />

genannt werden. Ergänzungsfragen, die mehrere Interrogativa enthalten,<br />

werden auch als Mehrfachfragen bezeichnet: Wer hat hier wen verraten?<br />

Diese Fragen kommen allerdings seltener vor und dienen hauptsächlich<br />

dazu, nachzufragen, wenn etwas bereits Erwähntes nicht richtig verstanden<br />

wurde.<br />

Das Interrogativum besetzt in Ergänzungsfragen normalerweise das Vorfeld;<br />

Ausnahmen bilden Nachfragen als Reaktion auf Vorerwähntes wie in<br />

Der Zug fährt um 14.13 Uhr. – Der Zug fährt wann? Dies wäre zugleich ein<br />

Beispiel für eine sog. Echofrage. Echofragen sind Ergänzungs- oder Entscheidungsfragen,<br />

die sich auf eine Vorgängeräußerung beziehen und die dabei<br />

– wie der Terminus schon sagt – Elemente der Vorgängeräußerung wiederholen<br />

(vgl. Rost-Roth 2006: 114, 118). In Ergänzungs-Echofragen kann<br />

das (betonte) Interrogativpronomen an derselben Stelle stehen wie der Satzteil,<br />

nach dem es fragt (s. o.). Echofragen in Form von Entscheidungsfragen<br />

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