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Deutsche_Grammatik_Elke_Hentschel.pdf

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Illokution<br />

Illokution (engl. illocution; von lat. loqui ‚sprechen‘)<br />

Unter Illokution versteht man in der Sprechakttheorie, die von John L. Austin<br />

(1911–1960) begründet (vgl. z. B. Austin 1962) und vor allem von John<br />

R. Searle (*1932) weiterentwickelt wurde (vgl. z. B. Searle 1969), die kommunikative<br />

Funktion eines Satzes. Illokution ist der zentrale Gegenbegriff<br />

zur Proposition, dem gedanklichen Konzept eines Satzes. Eine Proposition<br />

wird immer zu einem bestimmten Zweck, mit einer bestimmten Intention<br />

geäußert. Eine Proposition kann je nach Absicht des Sprechers als Mitteilung,<br />

als Frage, als Aufforderung usw. geäußert werden. Die Handlungen,<br />

die durch die Äußerung intendiert sind, werden Illokutionen genannt. In<br />

seltenen Fällen wird die Illokution sprachlich explizit realisiert wie beispielsweise<br />

im Satz Hiermit fordere ich Sie auf, meine Anweisungen ehestmöglich<br />

umzusetzen. Meistens wird die Illokution jedoch durch sog. illokutionäre Indikatoren<br />

wie Intonation, Verbmodus, Wortstellung usw. oder allgemein<br />

durch den Satzmodus ausgedrückt. So wird in einem Aussagesatz die Proposition<br />

als faktisch dargestellt, während in einem Fragesatz die Proposition als<br />

unsicher markiert wird. Wenn die illokutionären Indikatoren nicht der<br />

eigentlichen Illokution entsprechen oder eine weitere Illokution vorhanden<br />

ist, spricht man von einem indirekten Sprechakt. Äußert jemand in einem<br />

Raum mit geöffneten Fenstern den Satz Es zieht, so weisen die illokutionären<br />

Indikatoren auf eine Feststellung hin. Die eigentliche Illokution ist aber,<br />

dass jemand die Fenster schließt.<br />

Austin, John L. (1962): How To Do Things with Words. The William James Lectures Delivered at<br />

Harvard University in 1955. Cambridge MA: Harvard University Press.<br />

Searle, John R. (1969): Speech Acts. An Essay in the Philosophy of Language. Cambridge: Cambridge<br />

University Press.<br />

[KP]<br />

Imperativ (engl. imperative; von lat. imperare ‚befehlen‘)<br />

Mit einem Imperativ drückt ein Sprecher eine Aufforderung, eine Bitte oder<br />

einen Befehl aus. Im <strong>Deutsche</strong>n tritt der Imperativ nur in der 2. Person Präsens<br />

auf. Für einen einzelnen Adressaten wird die Form des Imperativs Singular<br />

verwendet, die durch Anfügen eines -e an den Infinitivstamm gebildet<br />

wird: bringe!, spiele! Dieses Endungs-e wird häufig weggelassen, allerdings<br />

nur dann, wenn dies nicht zu Ausspracheschwierigkeiten führt, vgl. atme,<br />

öffne (nicht: *atm, *öffn). Starke Verben mit e/i-Wechsel bilden den Imperativ<br />

Singular standardsprachlich mit i: lies!, iss! In der Umgangssprache entfällt<br />

dieser Wechsel oft zugunsten des e im Infinitiv: les!, ess! Für die informelle<br />

Anrede mehrerer Personen steht der Imperativ Plural zur Verfügung,<br />

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