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Deutsche_Grammatik_Elke_Hentschel.pdf

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Numerus<br />

Beispiele zeigen, bilden Numeralia eine morphologisch sehr heterogene Klasse,<br />

die nur durch das semantische Kriterium ‚Zahl‘ zusammengehalten wird.<br />

[EH]<br />

Numerus (Plural: Numeri; engl. number; von lat. numerus ‚Zahl‘)<br />

Bedeutung<br />

Unter Numerus versteht man eine morphologische Markierung, mit der die<br />

Anzahl der Personen oder Gegenstände ausgedrückt wird, auf die sich ein<br />

sprachliches Zeichen bezieht. Die Sprachen der Welt weisen eine unterschiedliche<br />

Anzahl von Numeri auf, die bis zu fünf umfassen kann (vgl. Corbett<br />

2000: 39–42). Es kommt aber auch vor, dass es gar keine Numerusmarkierungen<br />

gibt, so etwa im Pirahã, einer in Brasilien gesprochenen Sprache<br />

(vgl. ebd.: 50f.), oder dass es zwar Markierungen gibt, diese aber nur in ganz<br />

wenigen Fällen benutzt werden. Letzteres ist z. B. im Chinesischen der Fall,<br />

wo außer den Pronomina nur Bezeichnungen für Menschen überhaupt mit<br />

einer Pluralmarkierung versehen werden können, nicht aber z. B. solche für<br />

Tiere oder für Gegenstände (vgl. Li/Thompson 1989: 40f.).<br />

Als Numeri kommen in den Sprachen der Welt neben dem Singular (mit<br />

der Bedeutung ‚eins‘) der Dual (‚zwei‘), der Trial (‚drei‘), der Paucal (‚einige‘)<br />

und der Plural vor, wobei die Bedeutung des Plurals naturgemäß von den anderen<br />

Numeri in der Sprache abhängt: wenn es z. B. einen Dual gibt, bedeutet<br />

der Plural ‚mehr als zwei‘, wenn es nur einen Singular gibt, bedeutet er ‚mehr<br />

als eins‘. Das moderne <strong>Deutsche</strong> hat nur noch zwei Numeri, Singular und Plural.<br />

Der Dual, den es in früheren Sprachstufen ebenfalls einmal gab und der<br />

sich beispielsweise noch im Gotischen zeigt (vgl. Braune 2004: 61), ist nicht<br />

mehr erhalten. Als letzte Spur davon können moderne Pluralformen bei<br />

Wörtern angesehen werden, die einen einzelnen, seinem Wesen nach aber<br />

zweigeteilten oder paarigen Gegenstand bezeichnen: die Hosen, die Jeans, die<br />

Shorts. Auch hier ist im <strong>Deutsche</strong>n jedoch ein Übergang zum Singular zu beobachten:<br />

die Hose. Im Englischen, aus dem die Lehnwörter Jeans und Shorts<br />

stammen, sind solche ursprünglich auf einen Dual zurückgehende Plurale<br />

demgegenüber noch häufiger (glasses ‚Brille‘, scissors ‚Schere‘ usw.).<br />

Form<br />

Der Singular gilt als der unmarkierte Numerus und trägt im <strong>Deutsche</strong>n wie<br />

in den meisten Sprachen keine eigene Endung. Der Plural wird dagegen normalerweise<br />

durch spezifische Endungen markiert, die an Nomina und Pronomina,<br />

Artikel, Adjektive, Partizipien und Verben treten können. Dabei<br />

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