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Deutsche_Grammatik_Elke_Hentschel.pdf

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Satz<br />

Unter stärkerer Berücksichtigung der formalen Eigenschaften werden sie gelegentlich<br />

auch als „abhängige Hauptsätze“ (Auer 1998) bezeichnet.<br />

Vergleichssätze mit als werden zuweilen ebenfalls zu den Verbzweitsätzen<br />

gezählt Es war, als würde die Welt untergehen (vgl. <strong>Hentschel</strong>/Weydt 2003:<br />

438). Wenn als als Konjunktion und nicht als Konjunktionaladverb aufgefasst<br />

wird, zählen diese Nebensätze zu den Verberstsätzen (vgl. Duden 2009:<br />

1041).<br />

Dieselben Funktionen wie Sätze können auch Syntagmen übernehmen,<br />

die keine oder zumindest keine prototypischen Sätze sind – etwa, weil sie<br />

kein finites Verb aufweisen. Solche Syntagmen werden unter dem Begriff<br />

Satzäquivalente zusammengefasst. Zu den Hauptsatzäquivalenten zählen<br />

Infinitiv- und Partizipialphrasen sowie Antwortpartikeln und Interjektionen.<br />

Infinitive treten als Hauptsatzäquivalente häufig in Form von Aufforderungen,<br />

Anleitungen oder Hinweisen auf (Im Treppenhaus bitte nicht rauchen!),<br />

hauptsatzwertige Partizipialphrasen haben meist die Funktion einer<br />

Imperativsatz-Periphrase (Hereinspaziert!). Auch Antwortpartikeln (Hast du<br />

schon gegessen? – Ja./Nein.) und Interjektionen wie aua, hurra, pst können<br />

syntaktisch eigenständig auftreten, weshalb sie ebenfalls als Satzäquivalente<br />

gelten. Gelegentlich wird selbst der als Anredeform gebrauchte Nominativ<br />

wie in Lieber Peter, hilfst du mir mal bitte? zu den Hauptsatzäquivalenten gezählt<br />

(vgl. Duden 2009: 813, 894).<br />

Zu den Nebensatzäquivalenten zählen in erster Linie Infinitiv- und Partizipialphrasen,<br />

die im übergeordneten Satz die Funktion eines Satzglieds<br />

übernehmen. Als Satzäquivalente gelten infinite Verbalphrasen dann, wenn<br />

das Verb eine eigenständige Prädikation bildet. Solche Konstruktionen werden<br />

auch Infinitivsätze genannt. Dass sie die Funktion eines vollständigen<br />

Nebensatzes übernehmen, lässt sich durch Umformulierung in einen solchen<br />

aufzeigen:<br />

Sie glaubt, gewinnen zu können.<br />

Sie glaubt, dass sie gewinnen kann.<br />

Nicht satzwertig hingegen sind Infinitivkonstruktionen, die zusammen mit<br />

einer anderen Verbform das Prädikat bilden wie in Er scheint unser Treffen<br />

vergessen zu haben.<br />

Satzwertige Infinitive können durch weitere Satzglieder erweitert werden,<br />

die auch die Form von Nebensätzen annehmen können: Sie glaubt, die<br />

Wahl gewinnen zu können, die im kommenden Herbst stattfinden wird. Abgesehen<br />

vom Fehlen einer finiten Verbform unterscheiden sich Infinitivsätze<br />

von anderen Nebensätzen dadurch, dass ihr Subjekt nie explizit ausgedrückt<br />

wird. Es ergibt sich implizit aus dem Bezug der Infinitivkonstruktion zu<br />

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