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Deutsche_Grammatik_Elke_Hentschel.pdf

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flektieren<br />

Mit der Wurzelflexion konkurriert die sprachgeschichtlich neuere, aber<br />

im modernen <strong>Deutsche</strong>n inzwischen sehr viel weiter verbreitete sog. äußere<br />

oder Endungsflexion durch Affixe (Prä- oder Suffixe). Sie kann sowohl allein<br />

als auch zusammen mit der Wurzelflexion auftreten: du lachst, ich bin geschwommen.<br />

Kennzeichnend für Flexionsendungen ist, dass ein und dieselbe<br />

Endung mehrere Informationen enthält: so drückt z. B. das -st in du lachst<br />

sowohl eine Person (die zweite) als auch einen Numerus (Singular) aus. Außerdem<br />

kommt es häufig vor, dass äußerlich identische Flexionsendungen<br />

für verschiedene Funktionen verwendet werden: so ist das -en in geschwommen<br />

die Endung des Partizips, dieselbe äußere Form kann aber auch als Infinitivendung<br />

(schwimmen) und als Endung der 1. und 3. Person Plural auftreten<br />

(wir/sie schwimmen). Ebenfalls typisch für flektierende Sprachen ist,<br />

dass die Flexion von Wörtern derselben Wortart keineswegs durchgehend<br />

gleich erfolgt, wie man z. B. beim Vergleich der beiden Präteritumsformen<br />

sie sagte und sie sprach sehen kann. Es gibt vielmehr verschiedene Flexionsklassen,<br />

in die Wörter eingeteilt werden können und die sich teilweise im<br />

Hinblick auf die jeweils benutzten Formen sehr stark unterscheiden können.<br />

Die verschiedenen Muster, nach denen Wörter im Einzelfall flektiert werden,<br />

nennt man auch Flexionsparadigmen (Singular: Flexionsparadigma).<br />

Einen Sonderfall der Flexion stellt die sog. Suppletion (von lat. supplere<br />

‚ergänzen‘) dar. Sie liegt vor, wenn statt einer Form des zu flektierenden<br />

Wortes die Form eines anderen Wortes zu Hilfe genommen wird, um das Paradigma<br />

zu vervollständigen. Im <strong>Deutsche</strong>n ist dies beispielsweise beim Verb<br />

sein der Fall, dessen Formen historisch aus drei verschiedenen Verbstämmen<br />

hervorgegangen sind: ich bin – wir sind – wir waren. Aber auch andere Sprachen<br />

kennen Suppletion, vgl. z. B. engl. I go – I went, franz. je vais – j’allais –<br />

j’irai usw. Schließlich ist auch die Reduplikation, also die Verdoppelung eines<br />

Wortes oder einer Silbe, ein Sonderfall der Flexion, der verschiedene<br />

Funktionen haben kann. So gibt es im Gotischen Verben, die ihr Präteritum<br />

mithilfe von Silbenreduplikation bilden: haita ‚ich heiße‘, Präteritum: haíhait<br />

‚ich hieß‘ (vgl. Braune 1981: 107). Im <strong>Deutsche</strong>n wird die Reduplikation<br />

allerdings nur zur Verstärkung (schnell, schnell!) und für Onomatopoetika<br />

(ritze-ratze, tick-tack), nicht aber für die Formenbildung genutzt.<br />

Auf der Grundlage der grammatischen Kategorien, die mit den verschiedenen<br />

Wortarten ausgedrückt werden können, unterteilt man die Flexion in<br />

Konjugation und Deklination. Als Konjugation bezeichnet man die Flexion<br />

von Verben. Sie impliziert die Kategorien Person/Numerus, Tempus, Modus,<br />

Genus Verbi; in anderen Sprachen können weitere Kategorien wie z. B.<br />

Aspekt hinzukommen. Deklination ist die Flexion von Nomina, also von<br />

Substantiven, Adjektiven, Pronomina usw. Die Kategorien, die hier ausge-<br />

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