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Deutsche_Grammatik_Elke_Hentschel.pdf

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Nominativ<br />

der als- bzw. wie-Phrase ist dabei nicht von Bedeutung. Ebenso wird bei Appositionen<br />

der Nominativ immer dann verwendet, wenn das Bezugswort<br />

ebenfalls im Nominativ steht: Marina, die neue Austauschschülerin, spricht<br />

schon sehr gut Deutsch.<br />

Darüber hinaus findet sich der Nominativ gelegentlich in partitiven<br />

Konstruktionen, die ursprünglich einen Genitiv verlangten. Eine Flasche guter<br />

Wein (statt: guten Weines) ist nicht billig. Im Unterschied zur Apposition<br />

sind diese Konstruktionen nicht numeruskongruent: Zwei Flaschen guter<br />

Wein sind noch übrig (vgl. aber: die beiden Schülerinnen, gute Freundinnen;<br />

nicht: *die beiden Schülerinnen, gute Freundin). Wenn das Bezugswort nicht<br />

im Nominativ steht, wird aber normalerweise auch für das Attribut ein anderer<br />

Kasus gewählt, vgl.: Ich kaufe uns eine Flasche guten Wein vs. *Ich kaufe<br />

uns eine Flasche guter Wein (vgl. <strong>Hentschel</strong> 1993).<br />

Parenthetische Konstruktionen des Typs Beide großen Parteien hatten –<br />

ein nicht sehr überraschendes Ergebnis – massive Stimmeneinbußen zu verzeichnen<br />

stehen ebenfalls im Nominativ, der daher gelegentlich auch als „absoluter<br />

Nominativ“ bezeichnet wird (so etwa Duden 2009: 911). Dieser Nominativ<br />

wird jedoch im Unterschied zu anderen absoluten Kasus meist als<br />

elliptische Konstruktion aufgefasst, der ein Satz wie Das war ein nicht sehr<br />

überraschendes Ereignis zugrunde liegt, in dem der Nominativ eine prädikative<br />

Funktion hat.<br />

Form<br />

In vielen Sprachen, so auch im <strong>Deutsche</strong>n, ist der Nominativ der unmarkierte<br />

Kasus, d. h. er bleibt zumindest beim Substantiv endungslos. Bei den<br />

Substantiven des <strong>Deutsche</strong>n sind die Kasusmarkierungen allerdings insgesamt<br />

stark abgebaut worden, so dass sich die anderen Kasus mehrheitlich<br />

nicht mehr vom Nominativ unterscheiden. Dass sich der Nominativ im<br />

<strong>Deutsche</strong>n dennoch formal meist gut von den anderen Kasus unterscheiden<br />

lässt, liegt daran, dass die Kasus an anderen Teilen der Nominalphrase, so<br />

etwa bei Artikel und Adjektiv, stärker markiert werden. Aber auch beim Artikel,<br />

beim Adjektiv und bei den Personalpronomina der 3. Person (mit Ausnahme<br />

des Maskulinums Singular) ist der Nominativ mit dem Akkusativ<br />

gleichlautend.<br />

Comrie, Bernard (2001): Language Universals and Linguistic Typology: Syntax and Morphology.<br />

2 nd ed., reprinted. Chicago: University of Chicago Press.<br />

Croft, William (2006): Typology and Universals. 2 nd ed. Cambridge usw.: Cambridge University<br />

Press.<br />

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