05.12.2012 Aufrufe

Deutsche_Grammatik_Elke_Hentschel.pdf

Deutsche_Grammatik_Elke_Hentschel.pdf

Deutsche_Grammatik_Elke_Hentschel.pdf

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Genitiv<br />

Stellung des Genitivattributs<br />

Genitivattribute können vorangestellt (Fidos Hütte, Italiens Regierungskrise)<br />

und nachgestellt vorkommen (das Lebkuchenhäuschen der Hexe). Das gilt für<br />

alle Genitivtypen außer für Genitivus qualitatis, Genitivus explicativus und<br />

Genitivus definitivus (vgl. <strong>Hentschel</strong>/Weydt 2003: 175). Die Voranstellung<br />

wirkt archaisch und wird kaum noch gebraucht, wenn es sich beim Genitiv-<br />

Attribut nicht um einen Eigennamen handelt, man vergleiche des Hundes<br />

Hütte mit Fidos Hütte. Umgekehrt wirken Eigennamen archaisch, wenn sie<br />

nachgestellt werden: die Hütte Fidos. Der vorangestellte s-Genitiv wird gelegentlich<br />

auch als „sächsischer Genitiv“ bezeichnet.<br />

Genitiv als Objekt<br />

In den meisten <strong>Grammatik</strong>en des <strong>Deutsche</strong>n wird das Genitivobjekt als<br />

„Genitivergänzung“ (2004: 98) oder als „Genitivkomplement“ (Erben<br />

1980: 260; Zifonun u. a. 1997: 1090) aufgeführt, wobei allerdings zwischen<br />

direkt vom Verb regierten Genitivobjekten und Genitivobjekten zweiten<br />

Grades unterschieden wird (vgl. ausführlicher hierzu <strong>Hentschel</strong>/Weydt<br />

2003: 176).<br />

Genitivobjekte kommen im heutigen Deutsch nur noch selten vor. Der<br />

Rückgang des Genitivobjekts war im letzten Jahrhundert besonders ausgeprägt.<br />

Während die Liste der Genitivverben Ende des 19. Jahrhunderts noch<br />

ungefähr 160 Verben umfasste (vgl. Blatz 1900, zitiert nach Eisenberg 2006:<br />

300), sind es heute nur noch weniger als ein Drittel. Ein Teil der Verben ist<br />

einfach verschwunden (Sie hat des Lebens sich entbrochen), ein erheblicher<br />

Teil der Verben bindet heute ein Akkusativobjekt (vergessen, entbehren, brauchen)<br />

oder ein Präpositionalobjekt (warten auf, achten auf, hoffen auf).<br />

Genitiv im adverbialen und prädikativen Bereich<br />

Der Gebrauch im adverbialen Bereich wird anhand der Tatsache, dass es sich<br />

um einen freien Gebrauch handelt, der nicht direkt abhängig von anderen<br />

Elementen des Satzes ist, auch als freier Genitiv bezeichnet, manchmal auch<br />

als Genitivus absolutus (lat. ‚in sich abgeschlossener Genitiv‘) oder als adverbialer<br />

Genitiv: frohen Mutes (nach <strong>Hentschel</strong>/Weydt 2003: 176). Adverbiale<br />

Genitive haben die Funktion eines Adverbials, sie kommen fast nur<br />

noch als feste Wortverbindungen vor und sind nicht mehr produktiv, d. h. es<br />

können keine neuen Wendungen nach demselben Schema gebildet werden.<br />

Folgende Bedeutungen sind möglich:<br />

102

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!